«81 Tafeln sind in der Stadt Zürich bereits montiert. Wie viele in St.Gallen?», fragte ein User Anfang Januar auf dem Twitterkanal der Stadt St.Gallen. In der Antwort des Tiefbauamtes heisst es unter anderem, dass die Umsetzung der ersten Phase «rechtzeitig auf den Velofrühling 2021» geplant sei. Das sorgt bei Radfahrern, die ganzjährig auf den St.Galler Strassen unterwegs sind, für Unverständnis. «Dass Zürich es per 4.1.2021 geschafft hat, an insgesamt 80 Stellen das Rechtsabbiegen zu signalisieren und St.Gallen noch an keiner einzigen, ist ein Armutszeugnis für die Stadt», sagt Marcel Baur, Präsident der St.Galler Grünliberalen gegenüber stgallen24.
«Ein Armutszeugnis für die Stadt»
Bevormundung der Radfahrer
Schon seit Jahren wird seitens der Stadt betont, dass St.Gallen eine Velostadt werden soll. Wer sich als zukünftige Velostadt positionieren wolle, müsse auch danach handeln, so Baur weiter. Der GLP-Präsi stört sich zudem daran, dass das Tiefbauamt definiert, wann in der Stadt Velosaison ist. «Die Ausrede, dass die Signalisationen auf die ‹Velosaison› hin installiert würden, wirft ein seltsames Licht auf das Velo-Verständnis des Tiefbauamtes. Es gibt keine Velosaison, auch nicht in der höchstgelegenen Kantonshauptstadt der Schweiz. Letztlich läuft das auf eine Bevormundung der Velofahrer hinaus. Wer zu welcher Jahreszeit Velo fährt, entscheidet nicht das Tiefbauamt.»
Das Tiefbauamt begründet seine Aussage gegenüber stgallen24 damit, dass die Velofrequenzen im Winter deutlich geringer wären als im Sommer. Eine schnellere Umsetzung wäre natürlich wünschenswert, aber dafür wären bei den involvierten Fachstellen zu wenig Ressourcen vorhanden, so das Amt weiter. Zu den besagten Fachstellen gehören neben dem städtischen Tiefbauamt auch die Stadt- und Kantonspolizei sowie das kantonale Tiefbauamt.
Schnee sorgt regelmässig für Unmut
Ganz allgemein wird in der Stadt St.Gallen von Velofahrern immer wieder kritisiert, dass speziell in den Wintermonaten zu wenig getan werde für die Ganzjahres-Biker. So monierte kürzlich beispielsweise jemand, dass Schnee auf Velowegen zu spät oder auch Tage nach Schneefällen nicht geräumt werde.
Es wird langsam bemühend. Entweder man ist konsequent für Velo und tut konsequent etwas dafür oder man bewirtschaftet den Anschein, dass es so ist. Dazu gehört z. B. das Freiräumen der Velospuren, Tage/Wochen nach dem Schneefall. Aber man wartet lieber, bis es geschmolzen ist.
— Daniel Locher (@danloc_sg) January 9, 2021
Seit ca. 16 Jahren als Hardcore-Velofahrer zurück in St. Gallen und Umgebung, bewundere ich ja Deinen Optimismus. So lange Schnee in der Luft liegt, wird nichts für Velofahrer bewirtschaftet. Die, die den Strassenbau überleben, sind bitteschön eh nur von Offa bis Olma unterwegs.
— Thomas Bischof (@Rennanwalt) January 11, 2021
Der Stadt St.Gallen sei es wichtig, allen Verkehrsteilnehmenden auch im Winter bestmögliche Strassenverhältnisse anzubieten, heisst es beim Tiefbauamt. Je nach Schneemenge und Eisglätte seien bei Bedarf nebst den städtischen Mitarbeitenden sogar auch externe Fahrzeuge und Personen im Einsatz.
Ausgerechnet diese Externen waren allerdings Anfang Dezember dafür verantwortlich, dass der Veloweg auf der Oberstrasse zeitweise blockiert war, weil sie den Weg als Schneeablagefläche genutzt hatten.
Insgesamt hat die Stadt St.Gallen im vergangenen Jahr 178 Fahrbeziehungen an 56 Lichtanlagen der Stadt überprüft. An elf Kreuzungen werden die nötigen Voraussetzungen für ein Rechtsabbiegen bei Rot erfüllt. Zentrale Voraussetzungen sind gemäss Tiefbauamt eine angemessene Zu- und Wegfahrt und die Gewährleistung der Übersichtlichkeit.