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Stadt St.Gallen
09.01.2021
08.01.2021 21:15 Uhr

Der wichtige direkte Draht zur Bevölkerung

Bild: zVg
Maria Pappa und Mathias Gabathuler erzählen stgallen24 von ihrer ersten Arbeitswoche als Stadtpräsidentin und als Stadtrat.

Am 4. Januar 2021 trat Maria Pappa als erste Stadtpräsidentin in der Geschichte der Stadt St.Gallen ihren ersten Arbeitstag an. Ausserdem ist die SP-Politikerin in ihrer Funktion als Stadträtin neu Finanz- und nicht mehr Bauchefin.

Auch Mathias Gabatuler hat das neue Jahr mit einer grossen Veränderungen begonnen: Er hat sich von seiner langjährigen Stelle als Rektor der Kantonsschule am Brühl getrennt und am Montag seine Karriere als Stadtrat begonnen. Der FDP-Politiker wurde dem Departement Bildung und Freizeit zugeteilt. 

Der St.Galler Stadtrat 2021 in seiner neuen Formation. (Bild: Stadt St.Gallen) Bild: zVg

Im Interview mit stgallen24 erzählen die beiden, wie sie die erste Arbeitswoche erlebt haben. 

Maria Pappa, Sie sind ins neue Jahr als erste Stadtpräsidentin überhaupt gestartet. Mathias Gabathuler, Sie hatten Ihren allerersten Tag in der Stadtregierung. Waren Sie nervös?

Mathias Gabathuler: «Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, ein Amt in der Stadtregierung ausüben zu dürfen. Davor habe ich grossen Respekt, ist die Verantwortung doch sehr gross. Auf die Aufgabe als Bildungsdirektor habe ich mich sehr gefreut.

Der Direktion sind zahlreiche Institutionen angegliedert: Das geht von Schule und Musik über Sport bis zu Fragen von Kind und Familie und deckt auch soziale und gesundheitliche Bereiche bis zum Infrastrukturteil ab. Es war mir zuvor z.B. nicht bewusst, dass auch die Schulzahnklinik zu meinem Verantwortungsbereich gehört. Ich freue mich, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter all dieser Dienststellen kennenzulernen. Und ja, am vergangenen Wochenende vor Arbeitsbeginn war ich schon nervös.»

Maria Pappa: «Ich hatte ja den Vorteil, dass ich gewusst habe, was auf mich zukommt. Deshalb war ich nicht so nervös, aber trotzdem habe ich mir Gedanken gemacht, weil es durch den Wechsel relativ viel zu tun gab. Das heisst: Material zügeln, mich einlesen, Abschlüsse machen, Zeugnisse schreiben... Das hat mich beschäftigt.»

Und wie gefällt Ihnen Ihr neues Büro?

Mathias Gabathuler: «Es ist weiss gestrichen und noch spartanisch mit einem Büro- sowie einem Besprechungstisch aus dem allgemeinen Lager bestückt. Da besteht noch Nachholbedarf.»

Maria Pappa: «Mein neues Büro ist mit dem alten kaum zu vergleichen. Ich habe die Möbel von meinem Vorgänger übernommen und er von seinem Vorgänger. Es ist modern, funktional und zeitlos eingerichtet. Das frühere hatte einen ganz anderen Stil, war in einem altehrwürdigen Haus - und ich muss ehrlich sagen, dass mir jener Stil besser gefällt. Aber die Aussicht vom 11. Stock im Rathaus ist wunderschön. Zu jeder Tages- und Nachtzeit sieht St.Gallen toll aus.»

Haben Sie etwas aus dem alten Büro mitgenommen?

Maria Pappa: «Ja, meine Pflanzen und die zwei Helme, die ich zum Beginn als Baudirektorin geschenkt erhalten habe. Einer ist rosa und einer rot mit meinem Namen beschriftet. Jetzt stehen sie hier als Erinnerung.»

«Einerseits darf die Zuversicht in der Stadtbevölkerung nicht leiden, andererseits müssen wir die Finanzen für die nächsten Jahre in den Griff bekommen.»
Mathias Gabathuler, Stadtrat

Was stand in der ersten Woche auf der Traktandenliste?

Mathias Gabathuler: «Da müsste ich meine Agenda konsultieren – die Termine sind beinahe zahllos. Aus meiner beruflichen Erfahrung besteht die Kunst darin, sich nicht nur von aussen steuern zu lassen, sondern Zeitfenster zu definieren, in denen ich selber bestimmen kann.»

Maria Pappa: «Es standen viele Besprechungen mit meinen neuen Mitarbeitenden und viele Arbeiten an, in denen ich mich in die neuen Aufgaben der neuen Direktion einlesen musste. Dann waren noch einige Abschlüsse aus der alten Direktion zu erledigen. Am Dienstag war wie üblich die Stadtratssitzung. Einige Termine konnte ich per Videocall wahrnehmen, andere persönlich.»

Mathias Gabathuler, hatten Sie noch Welpenschutz oder ging es direkt los?

«Ich habe mich vor Amtsantritt entschieden, am Montagmorgen ab acht Uhr mit jeder Dienststellenleitung eine Sitzung durchzuführen. Das dauert bis Mittag, und ich werde das so beibehalten. Dieser 'Kaltstart' in die Woche lohnt sich, da die anstehenden Geschäfte vorbesprochen werden können. Das gibt Klarheit in die Wochenstruktur.»

Und bei Ihnen, Maria Pappa?

«Es ging direkt los. Aber ich hatte den Vorteil, dass ich noch keine wichtigen Entscheidungen treffen musste und mir etwas Zeit gegeben wurde, mich in die Projekte einzuarbeiten, bevor es ans Eingemachte geht.»

Die Corona-Krise wird uns auch dieses Jahr beschäftigen. Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für Stadt und Bevölkerung?

Maria Pappa: «Es gilt, mehrere Herausforderungen zu meistern. Zum einen müssen wir uns in der Finanzdirektion fragen, ob und wie wir Betriebe und Personen unterstützen können, die direkt von der Corona-Krise betroffen sind. Reicht die Unterstützung von Bund und Kanton? Andererseits müssen wir - wie viele andere Unternehmer auch - als Arbeitgeber Acht geben, dass wir uns ständig den nötigen Schutzmassnahmen anpassen. Und schlussendlich gilt es unsere Stadtkasse in den Lot zu behalten. »

Mathias Gabathuler: «Einerseits darf die Zuversicht in der Stadtbevölkerung nicht leiden, andererseits müssen wir die Finanzen für die nächsten Jahre in den Griff bekommen.»

«Je länger eine Krise andauert, desto müder werden die Leute. Manchmal vielleicht auch deswegen, weil die Massnahmen nicht immer klar und nachvollziehbar sind. Wir versuchen aber, einen direkten Draht zur Bevölkerung zu pflegen.»
Maria Pappa, Stadtpräsidentin

Frau Pappa, die Bevölkerung ist «Corona-müde». Wie kommt man da raus?

«Das ist verständlich - je länger eine Krise andauert, desto müder werden die Leute. Manchmal vielleicht auch deswegen, weil die Massnahmen nicht immer klar und nachvollziehbar sind. Wir wollen diese durch unsere Kommunikation verdeutlichen. Natürlich ist das nicht immer einfach, da wir nach Bund und Kanton die letzte Instanz sind, die zu Wort kommt. Wir versuchen aber, einen direkten Draht zur Bevölkerung aufzubauen und nah bei den Leuten zu sein.»

Neues Jahr, neue Vorsätze. Haben Sie sich berufliche Ziele gesetzt?

Mathias Gabathuler: «Ich werde bis zum Herbst dieses Jahres soweit möglich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie alle Institutionen besuchen. Der persönliche Kontakt liegt mir sehr am Herzen. Die Planung ist aufgegleist.»

Maria Pappa: «Wir haben Jahresziele im Stadtgremium definiert. Denen werde ich natürlich nachgehen. Und persönlich habe ich mir das Ziel gesetzt, dass ich mir zwar Zeit gebe beim Einarbeiten, alles aber in einem guten Tempo abarbeite. Ach ja, und einmal pro Tag will ich die elf Stockwerke zu Fuss gehen.»

Hatten Sie ein persönliches Highlight in der ersten Arbeitswoche?

Mathias Gabathuler: «Da waren die vielen schönen Willkommensbotschaften per E-Mail oder Karten aus den verschiedenen Dienststellen meiner Direktion.»

Maria Pappa: «Ich war positiv überrascht, wie humorvoll es hier im elften Stock zu und hergeht. Wir lachen viel und das ist schön.»

Miryam Koc
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