Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Stadt St.Gallen
02.01.2021
31.12.2020 14:45 Uhr

«Kuppelei» in einem «unsittlichen Haus»

Bild: zVg
Ausgerechnet an der äusseren Engelgasse war der Teufel los ...

Archivsplitter

Die Lesesaalschliessung während der Corona-Pandemie brachte das Team des Staatsarchiv im Kanton St.Gallen auf die Idee, Kleinbeiträge zu kantonalen Geschichten zu verfassen. stgallen24 stellt diese in regelmässigen Abständen vor. Für mehr historische Einblicke rund um St.Gallen klicken Sie hier.

In unmittelbarer Nähe, wo sich in der braven Stadt St.Gallen im Mittelalter ein «unsittliches Haus» befunden hatte, bot in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts Josephine Jucker käufliche Liebe an. Die Geschäftsadresse lautete: Engelgasse, genauer Äussere Engelgasse. Das entspricht der heutigen Augustinergasse. Und wie hätte es anders sein können, betrat man das Freudenhaus auch noch ausgerechnet unter der Hausnummer 13. Das unsittliche Treiben der Dame, im damaligen Sprachgebrauch «Kuppelei» genannt, flog nur deshalb auf, weil ein Herr der besseren St.Galler Gesellschaft sich polizeilich über den unerhörten Preis seines Schoppens beschwerte! Der Kunde genoss in der Folge wohl eine Art Zeugenschutzprogramm, denn die Strafakte im Staatsarchiv nennt alle möglichen mitbeteiligten Personen - nur gerade nicht besagten Herrn.

Die Behörden stellten unter anderem die Visitenkarten «der Jucker» (Bild) sicher. Weil es weder Internet noch Tinder gab, wurden die Koordinaten des Etablissements damals via Vermittlung eines Gepäckträgers Interessierten diskret zugesteckt.

Übrigens, der Ledigenname von Frau Jucker war ziemlich eindeutig: Sie hiess Fräulein Teufel.

Quelle: Staatsarchiv St.Gallen, GAA 002/130

Über das Staatsarchiv 

Das Staatsarchiv des Kantons St.Gallen ist das Gedächtnis des Kantons. Als modernes Informationszentrum beraten sie Behörden und Dienststellen bei der Erstellung und Verwaltung ihrer Dossiers und stellen die dauernde Aufbewahrung sicher.

Auch Unterlagen privater Institutionen, Organisationen, Familien und Einzelpersonen, die für die Geschichte des Kantons und seiner Bevölkerung von Bedeutung sind, nehmen sie dauerhaft in das Archiv auf. Sämtliche erschlossenen Unterlagen können so den staatlichen Stellen, der Wissenschaft und Privatpersonen zugänglich gemacht werden.
Als Kompetenzstelle für Geschichte und Archivistik wertet das Staatsarchiv mit im Regierunsgebäude, am Klosterhof 1, Unterlagen selber aus in Publikationen, mittels Ausstellungen und an Fachtagungen zur Unterstützung und Anregung der entsprechenden Forschung.

Staatsarchiv des Kantons St.Gallen
Demnächst