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Stadt St.Gallen
17.12.2025
17.12.2025 09:15 Uhr

Fast vier Millionen zu viel kassiert: Parkgebühren bringen Stadt unter Druck

Der Verein «Stadtstrasse» wehrt sich gegen die hohen Parkgebühren. Im Bild die Vereinsmitglieder Veit Albers, David Lauchenauer, Eveline Ketterer und René Vogel
Der Verein «Stadtstrasse» wehrt sich gegen die hohen Parkgebühren. Im Bild die Vereinsmitglieder Veit Albers, David Lauchenauer, Eveline Ketterer und René Vogel Bild: streetlife.ch
Der Parkplatzstreit in St.Gallen geht in die nächste Runde: 2023 wirft der Preisüberwacher der Stadt eine missbräuchliche Preispolitik vor und spricht von einem unangemessenen Gewinn von 3,7 Millionen Franken. Trotzdem passierte danach nichts. Jetzt wehrt sich die Bevölkerung mit einer Initiative.

Das Schreiben des Eidgenössischen Preisüberwachers, datiert auf Dezember 2023, hat es in sich. Mit deutlichen Worten rechnet er mit der St.Galler Preispolitik für städtische Parkfelder ab: «Die Stadt erwirtschaftet in der Blauen und Weissen Zone unangemessen hohe Gewinne», heisst es im Brief. Und zwar «in der Höhe von 1,25 Millionen beziehungsweise 2,5 Millionen Franken».

Insgesamt also 3,7 Millionen Franken, die St.Gallen den Autofahrern ungerechtfertigt aus der Tasche zieht, geht es nach dem Preisüberwacher.

Seither sind zwei Jahre vergangen, doch bezüglich Parkgebühren hat sich in St.Gallen wenig getan. Bis jetzt. Die Bevölkerung möchte die Gemeinde nun zum Handeln auffordern – mit einer Initiative.

Am Montag, 15. Dezember, hat Eveline Ketterer, Gründerin des Vereins «Stadtstrasse», diese gemeinsam mit vier weiteren Vereinsmitgliedern im Rathaus eingereicht. «Mit der letzten Preiserhöhung hat der finanzielle Druck spürbar zugenommen», erklärt Ketterer. Und gibt zu bedenken: «Aktuell liegt der Maximalpreis bei 2.50 Franken pro Stunde. Der Stadtrat könnte den Preis ohne Mitsprache von Parlament und Stimmbevölkerung weiter auf drei Franken pro Stunde erhöhen.» 

Dadurch sei der Unmut in der Bevölkerung sehr hoch, wie sie gegenüber streetlife.ch erklärt. «Eine Volksabstimmung ist darum dringend nötig.»

Ketterers Parkgebühren-Initiative fordert, dass die Parkplatzpreise in der ganzen Stadt gesenkt und Gebührenpausen eingeführt werden.

Konkret geht es um Preissenkungen in der Höhe von 37 Prozent in der Blauen und 59 Prozent in der Weissen Zone. Für Ketterer ist aber vor allem dieser Punkt wichtig: «Die Parkgebühren sind schon lange Teil heftiger Diskussionen. Mit der Initiative kann nun auch die Bevölkerung endlich mitreden.»

David Lauchenauer unterstützt Eveline Ketterer seit der Gründung des Vereins «Stadtstrasse» Bild: streetlife.ch

Die Gründerin des Vereins «Stadtstrasse» sieht tiefere Parkplatzpreise als wichtige Voraussetzung, damit Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, den urbanen Zugang nicht verlieren. Das gelte insbesondere für Menschen, die etwa Schicht arbeiten oder auf dem Land leben und deshalb nicht auf den öffentlichen Verkehr umsteigen können.

Nicht zu vergessen seien auch die wirtschaftlichen und kulturellen Vorteile: David Lauchenauer, Vorstandsmitglied bei «Stadtstrasse», ergänzt: «Wir wollen bedürfnisorientierte Mobilität zu sozialverträglichen Preisen. Die aktuelle Situation in der Stadt schädigt die Wirtschaft, die Stadt verliert an Attraktivität. Wir wollen das langsame Sterben der Stadt verhindern.»

Die Initiative weist laut Ketterer noch auf einen weiteren wichtigen Punkt hin. 

Die Stadt verfolge mit den hohen Parkgebühren ein weiteres Ziel: Sie wolle das Verkehrsniveau von 2010 halten, so der Vorwurf. Dabei würden Auswertungen zeigen, dass der Verkehr seit 2018 zurückgeht. «Die Plafonierung ist längst erreicht – es braucht keine weiteren Massnahmen», heisst es in der Initiative.

Auch bei Vorstandsmitglied David Lauchenauer löst die Situation Unverständnis und Wut aus: «Weder die Sicht des Preisüberwachers noch die Daten zur Verkehrssituation interessieren den Stadtrat und das Parlament. Die Lenkungsmassnahmen funktionieren nicht, weil sich grundsätzlich immer weniger Menschen in der Stadt bewegen.»

Bis die Parkpreise sinken könnten, wird es aber noch eine Weile dauern.

Die eingereichte Initiative und die dazugehörigen Unterschriften müssen nun erst auf ihre Gültigkeit geprüft werden. Ketterer hofft, dass die Initiative bis spätestens Anfang 2027 an die Urne kommt.

Neben der Parkgebühren-Initiative plant der Verein «Stadtstrasse» einen zweiten Vorstoss: die Parkplatz-Initiative. Diese hat das Ziel, den Parkplatzabbau im Stadtzentrum zu stoppen. Der Sammelstart der Unterschriften ist gemäss Ketterer für den Frühling 2026 geplant.

Parkplatzstreit geht bis 2022 zurück
Die Teuerung der Parkgebühren hatte bereits 2022 für rote Köpfe in St.Gallen gesorgt. Damals hatte der Stadtrat die 24-Stunden-Tarife im Stadtzentrum eingeführt. Im November 2024 weitete er die ganztägige Gebührenpflicht auf das gesamte Stadtgebiet aus.

Salvatore Iuliano, streetlife.ch
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