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Stadt St.Gallen
16.12.2025

«Walk & Talk»: Einfach zusammen unterwegs

Unter dem Namen «Walk & Talk» haben Studenten der Universität St.Gallen gemeinsam mit der Selbsthilfe St.Gallen ein niederschwelliges Begegnungsformat ins Leben gerufen.
Unter dem Namen «Walk & Talk» haben Studenten der Universität St.Gallen gemeinsam mit der Selbsthilfe St.Gallen ein niederschwelliges Begegnungsformat ins Leben gerufen. Bild: zVg
Mit Walk & Talk schaffen Studenten der Universität St.Gallen und die Selbsthilfe St.Gallen ein neues, unkompliziertes Begegnungsangebot gegen Einsamkeit.

Einsamkeit ist in der Schweiz kein Randphänomen mehr. Eine schweizweite Umfrage aus dem Jahr 2022 zeigt, dass sich 42,3 Prozent der Bevölkerung zumindest zeitweise einsam fühlen. Betroffen sind längst nicht nur ältere Menschen, sondern zunehmend auch Studenten, neu zugezogene Personen sowie Menschen ohne stabile soziale Routinen. 

In St.Gallen begegnet ein neues Projekt dieser Entwicklung mit einem ebenso einfachen wie wirkungsvollen Ansatz: gemeinsamen Spaziergängen.

Niedrigschwelliges Angebot ohne Verpflichtungen

Unter dem Namen «Walk & Talk» haben Studenten der Universität St.Gallen gemeinsam mit der Selbsthilfe St.Gallen ein niederschwelliges Begegnungsformat ins Leben gerufen.

Das Prinzip ist bewusst einfach gehalten: Spaziergänge von rund 30 Minuten, ohne Anmeldung, kostenlos und offen für alle. Interessierte können spontan teilnehmen und mitgehen – ohne Verpflichtung, ohne Gruppenzwang und ohne vorgegebenes Gesprächsthema.

Begegnung entsteht im Gehen

«Viele Menschen fühlen sich einsam, würden sich selbst aber nie so bezeichnen oder ein Beratungsangebot aufsuchen», sagt Pamela Reif von der Selbsthilfe St.Gallen. Genau hier setzt das neue Format an. Beim Gehen nebeneinander entsteht ein Gespräch ganz natürlich – oder auch nicht. Beides ist ausdrücklich erlaubt. Die Bewegung nimmt den sozialen Druck, und Stille wird nicht als unangenehm empfunden.

Bewährtes Konzept mit internationalem Vorbild

Das Konzept ist nicht neu, hat sich jedoch andernorts bereits bewährt. Ähnliche Spaziergangsformate existieren seit Jahren in Städten wie München oder New York und werden dort erfolgreich genutzt, um soziale Isolation auf unkomplizierte Weise zu adressieren. In St. Gallen wurde «Walk & Talk» im Herbst erstmals getestet. Seither fanden mehrere Spaziergänge in unterschiedlichen Stadtteilen statt, mit jeweils bis zu dreissig Teilnehmer.

Positive Resonanz aus der Bevölkerung

Die Teilnehmer bilden eine vielfältige Gruppe aus Studenten, Berufstätigen sowie Stadtbewohnern unterschiedlichen Alters. Die Rückmeldungen fallen durchwegs positiv aus. 

Viele berichten, dass ihnen der Einstieg besonders leichtfalle, da keine Anmeldung erforderlich sei und keinerlei Erwartungen erfüllt werden müssten. «Für mich ist es ein unkomplizierter Weg, unter Leute zu kommen, ohne mich für irgendetwas festlegen zu müssen», sagt eine Teilnehmerin.

Gemeinsam unterwegs statt allein

In einer Zeit, in der soziale Kontakte häufig geplant, terminiert und digital vermittelt sind, setzt «Walk & Talk» bewusst auf das Gegenteil: spontane Teilnahme, Bewegung an der frischen Luft und Gespräche, die entstehen dürfen – oder eben auch nicht. Manchmal reicht es, gemeinsam zu gehen, um sich weniger allein zu fühlen.

pd/ako
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