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Gast-Kommentar
Wirtschaft
06.12.2025

Börsen knapp vor Allzeithoch

Die Börsenstimmung ist laut Christopher Chandiramani sehr gut, aber die globale Situation (Konflikte, Verschuldung) hat sich kaum verändert.
Die Börsenstimmung ist laut Christopher Chandiramani sehr gut, aber die globale Situation (Konflikte, Verschuldung) hat sich kaum verändert. Bild: Linth24
Die Börsen sind bereits in Festtagslaune: in Deutschland (DAX) und USA (Dow Jones) auf Allzeithöchst, in der Schweiz (SMI) wenig unter Rekord. SMI plus 2.4 Prozent: 12'936 Punkte.

Im Jahre 2026 könnte ein neuer FED-Chef die US-Geldpolitik steuern. US-Präsident Trump beabsichtigt, im Frühjahr 2026 Jerome Powell zu ersetzen und hat sich offenbar bereits für Kevin Hassett als neuen Fed-Chef entschieden. Hassett war ein Mitarchitekt der Zollstrategie – jetzt soll er für tiefere Zinsen sorgen. Damit betreibt Trump indirekt auch Geldpolitik.

Die Inflationsrate in der Schweiz lag im November 2025 bei null Prozent, d.h. die Konsumentenpreise veränderten sich im Vorjahresvergleich nicht. Gegenüber September sanken die Preise sogar um 0.2 Prozent.

Die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz erhöhte sich im November 2025 gegenüber dem Vormonat um 3'648 (+2.7%) auf 138'860. Im Vergleich zum Vorjahresmonat erhöhte sich die Arbeitslosigkeit um 17'746 (+14.7%). Die Arbeitslosenquote verharrte im November 2025 bei 2.9%.

Schweizer Einkaufsmanager-Index (PMI) nähert sich 49.7 der Wachstumsschwelle (50). Die Senkung der US-Importzölle für Schweizer Produkte zeigt Wirkung und übertrifft die Erwartungen.

Wohnen wird teurer. Im landesweiten Durchschnitt sind die Preise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser im November im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Konkret stiegen die Schweizer Angebotspreise für Stockwerkeigentum im November um durchschnittlich 0.6 Prozent. Einfamilienhäuser verzeichneten einen Preisanstieg von 0.3 Prozent

Unternehmensnachrichten

Die EU bestraft Elon Musks Plattform X (vormals Twitter) wegen diversen Verstössen. X zeigte Mängel bei der Transparenz und der Nutzer-Verifizierung. Die Geldstrafe beträgt EUR 120 Mio. Die EU wirft auch vor, Forschern Daten vorzuenthalten und geschaltete Werbung nicht transparent zu dokumentieren. Trotz deutlicher Warnungen Trumps und der US-Regierung wird somit das Vorgehen der EU gegen US-Tech-Konzerne verschärft.

Streaming und Film- bzw. Medienindustrie vereinigen sich. Netflix will Warner Bros. Discovery für USD 83 Mrd. übernehmen. Die Transaktion dürfte 2026 oder später in 12 bis 18 Monaten abgeschlossen sein.

Nestlé und weitere Nahrungsmittelkonzerne werden von der Stadt San Francisco verklagt. Die Stadt macht den Vorwurf, eine Gesundheitskrise ausgelöst zu haben. Es geht um kalorienreiche Fertiggerichte, sogenannte «süchtig machende, hochverarbeitete Lebensmitteln mit geringem Nährwert».

Die Aktien des Rückversicherers Swiss Re fielen nach verhaltenem Ausblick auf ein neues Jahrestief. Grund für die Abschläge waren Neuigkeiten, die der Rückversicherer anlässlich seines Investorentags verbreitet hatte. Diese sind bei den Anlegern nicht gut angekommen. Swiss Re Aktien verloren am Freitag nach Handelsbeginn mehr als 6 Prozent und notierten zeitweise unter CHF 129. Damit notieren die Aktien des Konzerns unter dem Kursniveau von April bei CHF 129, welches bisher den tiefsten Stand im Jahr 2025 bedeutet. Die Dividende soll aber jährlich um etwa 7% oder mehr wachsen.

Am Freitag wurde auch die Fusion von Helvetia und Baloise vollzogen. Marktbeobachter kommentierten jedoch: «Es gebe keinen direkter Vorteil für Kunden. Die Prämien würden nach Megafusion steigen». Die Aktien werden am Freitag letztmals gehandelt und am 8. Dezember dekotiert. Gleichzeitig starten die neuen Titel der Helvetia Baloise Holding Ltd an der SIX.

Der Generikahersteller Sandoz startet in Europa die Biosimilars Wyost und Jubbonti zur Behandlung von krebsbedingten Knochenerkrankungen und Osteoporose. Die Medikamente sind als erste ihrer Art in Europa zugelassen. Ziel ist es, Millionen von Patienten erschwingliche und wirksame Therapien bereitzustellen.

Der Aroma- und Riechstoffhersteller Givaudan hat den am 30. September angekündigten Kauf des amerikanischen Duftstoffhauses Belle Aire Creations abgeschlossen. Finanzielle Details sind keine bekannt.

Die Schweizer Börse SIX ernennt Ex-CS-Schweiz-Chef André Helfenstein zum neuen Präsidenten. Er beerbt Thomas Wellauer bereits per 1. Januar 2026 an der Spitze des Verwaltungsrats der Schweizer Börsenbetreiberin.

Aussichten

Die Stimmung ist sehr gut, aber die globale Situation hat sich kaum verändert, Konflikte halten an, ebenso die Verschuldungsprobleme einzelner Staaten. Extrem hohe Erbschaftssteuern in der Schweiz sind seit dem Volksnein vom letzten Abstimmungswochenende vom Tisch. Das zwischen der Schweiz und  der EU ausgehandelte Vertragspaket ist in der Vernehmlassung gemäss dem Bundesrat mehrheitlich gut aufgenommen worden. Er will jedoch bis im März 2026 mehrere offene Fragen klären und verspricht Nachbesserungen. Lohnschutz und Zuwanderung liefern noch Gesprächsstoff für die parlamentarischen Beratungen, ebenso die Frage nach der Form des Referendums. Auf internationaler Ebene gibt der Ersatz des US-Notenbankchefs Zweifel bezüglich Unabhängigkeit. Worst-Case-Szenarien tendieren in Richtung einer neuer Dollarschwäche.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24
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