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Leserbrief
Stadt St.Gallen
08.11.2025
08.11.2025 09:56 Uhr

«Klimakrise: Jetzt handeln für eine gerechte Zukunft»

Michael Breu
Michael Breu Bild: Collage: stgallen24
Für Michael Breu ist die Klimakrise nicht nur ein ökologisches, sondern vor allem ein soziales Problem. In seinem Leserbrief fordert er ein Umdenken in der Schweizer Klimapolitik und fordert ein Ja zur «Initiative für eine Zukunft».

«Die Klimakrise ist die grösste Bedrohung unserer Zeit. Sie ist längst keine ferne Gefahr mehr, sondern erschüttert bereits heute unsere Lebensgrundlagen. Hitzesommer, Überschwemmungen, Bergstürze und Ernteausfälle zeigen: Wir stehen mitten in einer eskalierenden Katastrophe.

Während sich die Durchschnittstemperatur global um 1,55 °C erhöht hat, beträgt die Erwärmung in der Schweiz bereits fast 3 °C – mit gravierenden Folgen für Mensch und Natur. Gletscher schmelzen, Wasserreserven versiegen, und Hunderte Menschen sterben jährlich an Hitzewellen.

Wenn wir nicht sofort handeln, droht die Erderhitzung bis Ende des Jahrhunderts auf über 3 °C zu steigen – ein Szenario, das unsere Ökosysteme irreversibel zerstören würde.

Doch die Klimakrise ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Krise:

Sie verschärft bestehende Ungleichheiten und trifft jene am härtesten, die am wenigsten zu ihr beigetragen haben. Während sich Überreiche mit Villen, Yachten und Privatjets vor den Folgen schützen können, verlieren Millionen Menschen im globalen Süden ihre Lebensgrundlage.

Auch in der Schweiz leiden Menschen mit tiefem Einkommen überdurchschnittlich unter den steigenden Lebenshaltungskosten, unter Energiearmut und den gesundheitlichen Belastungen von Hitze und schlechter Luft. Die Klimakrise ist eine Klassenfrage – und sie verlangt eine gerechte Antwort.

Die Ursache der Krise liegt im Wirtschaftssystem selbst. Der Kapitalismus beruht auf grenzenlosem Wachstum und kurzfristigen Profiten – ein Modell, das auf einem endlichen Planeten keine Zukunft hat. Überreiche profitieren von der Ausbeutung von Mensch und Natur, während sie die Verantwortung auf die breite Bevölkerung abwälzen.

Das reichste Prozent verursacht in wenigen Stunden mehr CO₂ als die Mehrheit der Menschen in ihrem ganzen Leben. Ihre klimaschädlichen Investitionen und ihr luxuriöser Lebensstil treiben die Erhitzung weiter an, während sie gleichzeitig politische Macht kaufen und klimaschützende Massnahmen blockieren.

Es ist an der Zeit, die Verantwortlichen zur Kasse zu bitten.

Die Initiative für eine Zukunft will mit einer Erbschafts- und Schenkungssteuer auf Mega-Erbschaften jene in die Pflicht nehmen, die mit ihren Milliarden am meisten zur Klimakrise beigetragen haben. 

Mit einem Freibetrag von 50 Millionen Franken und einem Steuersatz von 50 Prozent werden nur rund 0,05 Prozent der Bevölkerung betroffen sein – die Überreichen. Dadurch entstehen jährlich etwa 6 Milliarden Franken für sozial gerechte Klimaschutzmassnahmen.

Dieses Geld fliesst direkt in den ökologischen Umbau unserer Wirtschaft: in Gebäudesanierungen, den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, nachhaltige Arbeitsplätze und eine Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe.

Klimaschutz darf nicht länger die Brieftaschen der breiten Bevölkerung belasten, sondern muss von jenen finanziert werden, die von der Zerstörung des Klimas profitieren.

Die Schweiz hat bisher versagt. Trotz klarer Warnungen investiert der Bund zu wenig in Klimaschutz und kürzt sogar Programme. Statt konsequent den Ausstieg aus fossilen Energien zu planen, setzt man auf technologische Scheinlösungen und Marktmechanismen, die vor allem Grosskonzerne schützen.

Das muss sich ändern. Es braucht eine mutige, solidarische Klimapolitik, die ökologische Verantwortung mit sozialer Gerechtigkeit verbindet.

Klimaschutz ist kein Luxusprojekt.

Er ist eine Überlebensfrage – für uns, für kommende Generationen und für alle Lebewesen auf diesem Planeten. Wenn jetzt gehandelt wird, können die Klimakrise eingedämmt, die Ungleichheit verringert und eine lebenswerte Zukunft geschaffen werden. 

Dafür braucht es eine klare Haltung: Ja zur Initiative für eine Zukunft – Superreiche stoppen, Klima retten!»

Michael Breu, Co-Präsident Grüne Stadt und Region St.Gallen
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