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Stadt St.Gallen
17.10.2025
20.10.2025 09:01 Uhr

Klimaaktivisten kapern HSG-Podium

Urs Wietlisbach (rechts neben dem Bildschirm) ist Investor und Unternehmer
Urs Wietlisbach (rechts neben dem Bildschirm) ist Investor und Unternehmer Bild: zVg
Bei einer Podiumsdiskussion an der Universität St.Gallen mit Urs Wietlisbach, Co-Founder der Partners Group, haben Klimaaktivisten am 17. Oktober die Bühne gestürmt und den Anlass für mehrere Minuten unterbrochen. Mit ihrer Aktion «Bite the Rich» wollten sie den Unternehmer mit Vorwürfen zu seiner Rolle in der Klimakrise konfrontieren und auf die «Initiative für eine Zukunft» der Juso aufmerksam machen.

Während einer öffentlichen Podiumsdiskussion mit Urs Wietlisbach haben Klimaaktivisten die Bühne gekapert. Wietlisbach ist Co-Founder der Partners Group, einer der grössten Private-Equity-Fonds Europas. Auf der Bühne konfrontierte eine Gruppe von vier Aktivisten Wietlisbach mit verschiedenen Vorwürfen.

Die Aktion unterbrach den Anlass für mehrere Minuten.

Während dieser Zeit hielten die Aktivisten eine Rede, in der sie Wietlisbach für angeblich undemokratisches Handeln kritisierten und vor einem von ihm mitverursachten Klimadesaster warnten. Wietlisbach und das Publikum verliessen daraufhin den Raum.

Nach eigenen Angaben handelt es sich bei den Aktivisten um eine organisationsübergreifende Gruppe mit Ursprüngen bei Debt for Climate Switzerland, Drop Fossil Subsidies und Act Now. Gemeinsam haben sie das Projekt «Bite the Rich» gestartet.

Weitere Aktionen dieser Art sind bis Ende November geplant.

Mit ihren Auftritten wollen die Aktivisten ein Zeichen für die Initiative für eine Zukunft der Juso setzen. Die Gruppierung eint die Forderung nach Klimagerechtigkeit und die Kritik an einer Elite, die nach Ansicht der Gruppe die Bevölkerung mit Greenwashing abspeise.

Mit den Aktionen wolle die Gruppierung darauf aufmerksam machen, dass Milliardäre zwar grünes Wachstum versprächen, ihren Profit jedoch weiterhin aus fossilen Energieträgern zögen. Für angebliche Übergangsenergieträger wie Erdgas werde in Infrastruktur investiert, die auf Jahrzehnte angelegt sei – also über die Zielvorgaben des Pariser Abkommens hinaus.

Ein Aktivist hielt eine zweiminütige Rede, in der er ausführte, dass Wietlisbach seine Firmen und Hauptsitze in den steuergünstigsten Kantonen eingerichtet habe. Zudem äusserte er den Vorwurf, der Geldadel könne sich mit Finanzkapital politischen Einfluss erkaufen. Damit spielte er auf die Kompass-Initiative an, die Wietlisbach massgeblich finanziert habe.

Bild: zVg

Der Aktivist schloss mit den Worten: «Danke, dass du heute gekommen bist, um mit diesen jungen Menschen über ihre Zukunft zu reden, die du ihnen raubst.»

Laut der Gruppe sollte die Intervention dazu dienen, Wietlisbachs öffentliches Image als grüner Philanthrop infrage zu stellen.

Das Geld, das er für grüne Energielösungen spende, sei winzig im Vergleich zu den Milliarden, die sein Unternehmen in fossile Infrastruktur investiere. So habe die Partners Group beispielsweise vor zwei Wochen angekündigt, sechs Milliarden US-Dollar in die Entwicklung von Erdgas in Amerika zu stecken.

Auch wenn Spenden für wohltätige Zwecke besser seien, als das Geld für sich zu behalten, gebe es laut den Aktivisten einen besseren Weg, der Gesellschaft etwas zurückzugeben – nämlich höhere Steuern für Reiche zu unterstützen.

Philanthropische Spenden seien nur eine Option für Superreiche und ein Mittel, ihr Image zu verbessern und ihr Vermögen steuerfrei so einzusetzen, dass es ihnen und ihren kommerziellen Interessen zugutekomme. Vermögenssteuern hingegen seien ein demokratisches Mittel zur fairen Umverteilung, von dem die Gesellschaft als Ganzes profitiere und über das ihre gewählten Vertreter entscheiden könnten, was notwendig sei.

Die Gruppierung ruft alle Stimmberechtigten in der Schweiz dazu auf, ihr Stimmrecht zu nutzen und mit Ja zur Initiative für eine Zukunft zu stimmen.

Diese Initiative sei keine radikale, sondern eine logische Massnahme in Krisenzeiten. Es gelte, ein klares Signal für Klimagerechtigkeit an das Parlament in Bern zu senden.

Die Gruppe will nach eigenen Angaben auch künftig wirtschaftliche Lügen und Drohungen von Superreichen anprangern und zeigen, dass es sich dabei um leere Worte handle.

pd/stz.
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