Philipp Sutter, im vergangenen Jahr wurde der erste Bus mit reinelektrischem Antrieb eingesetzt. Welche Erkenntnisse konnte man daraus ziehen?
Die Erfahrungen mit dem Bus zeigen, dass die Technik Serienreife erlangt hat. Es bestehen nur noch wenige Kinderkrankheiten, die in unserem Falle rasch korrigiert werden konnten. Zum Beispiel hat sich gezeigt, dass eine Überwachung der Ladestation nötig ist, um sicherzustellen, dass der Bus immer bis 100 Prozent geladen wird.
Inwiefern beeinflussen diese die weitere Strategie?
Die Erfahrungen mit dem Bus sowohl auf technischer Seite wie auch vom Fahrerischen her haben die Strategie bestätigt – zeigen aber auch die noch vorhandenen Grenzen bei der Reichweite und damit bei der Flexibilität auf.
Auf den Fahrplanwechsel 2020 sollten nun 17 Batterietrolleybusse zum Einsatz kommen. Wo steht man derzeit?
Die Produktion der ersten Busse ist angelaufen; sie werden im Dezember in St.Gallen erwartet. In einer ersten Phase werden diese in Betrieb genommen. Danach wird das gesamte Personal geschult. Anschliessend werden die Busse nach und nach im Linienverkehr eingesetzt.
St.Gallen ist eine Stadt mit einer sehr unterschiedlichen Topografie. Wie kommt man mit den Begebenheiten wie Reichweite oder Aufladezeit klar?
Die topografische Situation in St.Gallen wurde beim Erarbeiten der Fahrzeugstrategie betrachtet. Diese Anforderungen waren auch ein gewichtiges Argument für die Batterietrolleybusse, die über zwei angetriebene Achsen verfügen und so auch im Winter in den Steigungen die nötige Traktion bereitstellen können. Das gewährleistet auch bei garstigen Wetterbedingungen einen sicheren Betrieb. Durch die Lösung, während der Fahrt am Fahrleitungsnetz zu laden, kann die Batterie während der Fahrt mit sehr hohen Leistungen (bis 350 kW) geladen werden. Dies ermöglicht mit einer verhältnismässig «kleinen» Batterie eine quasi endlose Reichweite, da sie innerhalb des Umlaufes immer wieder vollgeladen werden kann.
Die Vorteile liegen vor allem im höheren Wirkungsgrad und dem günstigeren Unterhalt. Gibt es in der Praxis weitere Pluspunkte, die sich während der Einsatzzeit bemerkbar gemacht haben?
Neben den Vorteilen für uns als Betreiber des Busses gibt es auch grosse Vorteile, die für den Fahrgast sofort spürbar sind: kein Motorenlärm, eine gleichmässige Beschleunigung ohne Schaltvorgänge und damit eine ruhige und angenehme Fahrt.
Worin liegen die Herausforderungen hinsichtlich der Umstellung?
Bei den Gelenkbussen ist die Strategie der VBSG klar: Die Dieselgelenkbusse werden durch Batterietrolleybusse ersetzt. Das soll in den nächsten Jahren mit der Ablösung der bestehenden Busflotte umgesetzt werden. Bei den Standard- und Midibussen (12 m und kleiner) beabsichtigen die VBSG, Nachtlader zu beschaffen, die im Depot zentral geladen werden. Die eigenen Erfahrungen mit dem ersten Batteriebus und Beobachtungen am Markt zeigen, dass in den nächsten Jahren Fahrzeuge verfügbar sein werden, welche die Anforderungen an die Reichweite erfüllen können. Die Herausforderung bleibt, eine gute Lösung für die Ladeinfrastruktur zu finden, da diese wohl später in den geplanten Neubau umziehen muss.
Und wie geht es künftig weiter?
Der schrittweise Umstieg auf Elektrobusse steht ausser Frage. Dieselbusse, die ausser Betrieb gehen, werden in den kommenden Jahren konsequent durch Elektrobusse ersetzt. Konkret ist in einem nächsten Schritt geplant, auch die Gelenkbusse der Linien 7 und 8 mit Batterietrolleybussen zu betrieben. Im Folgenden sind die Standartbusse zu ersetzen. Hier ist der Zeithorizont 2024ff.