Alternative und gemeinschaftliche Wohnformen leisten laut Eichmann einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt und zur Förderung einer offenen, lebendigen Gesellschaft. Mit dem Chnoblihuus, das auf Anfang Mai geräumt werden musste, gehe ein solcher Ort in St.Gallen verloren.
Solche Freiräume stehen für sozialen Zusammenhalt sowie freie, kreative Treffpunkte und bieten bezahlbaren Wohnraum für junge Menschen – Werte, die auch in der Wohnraumstrategie der Stadt St.Gallen benannt werden. Konkret wird darin das Ziel gesetzt, «Wohnraum für Personen mit individualisiertem Lebensstil schaffen» zu wollen.
Für die Bewohner des Chnoblihuus hat der Dialog mit der Stadt keine alternative Liegenschaft oder Übergangslösung hervorgebracht. St.Gallen drohe wichtige Freiräume zu verlieren, wenn es nicht Perspektiven für alternative Wohnformen bietet und den Mut aufbringe, neue Wege zu gehen.
Andere Städte machen es vor
Wird in andere Städte geblickt, wie etwa Bern, gibt es starke Strukturen für lebendige, alternative und unkonventionelle Wohn- und Lebensformen. Bern stellt im Dialog und Austausch mit Bewohnern mehrere Flächen und Liegenschaften in einem Rotationsprinzip oder längerfristig zur Verfügung.
Ausserdem erhielt eine eigene Zone für Wohnexperimente – dem Riedbach-Areal – in der Volksabstimmung breite Zustimmung. So bekenne sich auch die Wohnstrategie Berns klar zur Förderung alternativer Wohnformen.
Angesichts dieser Hintergründe stellt Robin Eichmann folgende Fragen an den Stadtrat St.Gallen:
- Was versteht der Stadtrat in der Wohnraumstrategie unter einem vielfältigen Wohnungsangebot und Personen mit individualisiertem Lebensstil?
- Wie beurteilt der Stadtrat grundsätzlich den gesellschaftlichen und kulturellen Wert alternativer, unkonventioneller Wohnformen und Wohnkollektiven?
- Sieht der Stadtrat Möglichkeiten, diese Wohnformen explizit zu fördern – sei es planerisch, politisch oder durch Zwischennutzungskonzepte?
- Kann sich der Stadtrat vorstellen, in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren reguläre oder auch temporäre Lösungen zur Erhaltung solcher Freiräume zu schaffen? Wie steht er zu einer Zone für Wohnexperimente ähnlich dem bernischen Riedbach-Areal?
- Gibt es aktuell städtische Liegenschaften oder Flächen, die aus Sicht des Stadtrats für eine Zwischennutzung durch ein Wohnkollektiv infrage kämen?