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Leserbrief
Ausland
03.03.2025
03.03.2025 17:40 Uhr

«Ihre Haltung beeinflusst Krieg oder Frieden»

Patrick Jetzer möchte den Ukraine-Krieg schnell beenden
Patrick Jetzer möchte den Ukraine-Krieg schnell beenden Bild: Collage: stgallen24
Patrick Jetzer, Präsident von Aufrecht St.Gallen, hinterfragt in seinem Leserbrief die Berichterstattung über den Ukraine-Krieg und ruft dazu auf, sich für Deeskalation einzusetzen. Seiner Meinung nach trägt die öffentliche Meinung massgeblich dazu bei, ob die Schweiz weiterhin indirekt zur Fortsetzung des Konflikts beiträgt oder eine friedensfördernde Haltung einnimmt.

«Viele mögen denken, ihre persönliche Einstellung habe keinen Einfluss auf den Ukraine-Krieg. Doch das ist ein Trugschluss – jeder Einzelne ist wichtiger, als er glaubt.

Nicht ohne Grund wird die Bevölkerung medial unablässig mit diesem Konflikt konfrontiert. Seit drei Jahren berichten die Medien ununterbrochen darüber – mit einer klaren schwarz-weissen Botschaft: Russland ist der Aggressor, Wladimir Putin ein Diktator, während Wolodymyr Selenski als Verteidiger der Demokratie gefeiert wird.

Diese Wortwahl bleibt nicht ohne Wirkung: Der öffentliche Aufschrei war gross, als Donald Trump Selenski als Diktator bezeichnete – ein Zeichen dafür, wie stark Begriffe die Wahrnehmung beeinflussen.

Doppelte Standards: Russophobie als akzeptierte Diskriminierung?

Während Rassismus gesellschaftlich geächtet ist, scheint es in Ordnung zu sein, Russland als das «Reich des Bösen» darzustellen. Dabei stellt sich die Frage: Kann eine kompromisslose Schwarz-Weiss-Haltung überhaupt zu Frieden führen? Ist ein ständiges Beschuldigen und eine Eskalation der Forderungen der richtige Weg?

Ein Blick in die jüngere Geschichte zeigt, dass die Ukraine bereits zwischen 2014 und 2022 von einem Bürgerkrieg gezeichnet war. Die Regierung in Kiew griff damals die russischstämmige Bevölkerung in den Regionen Donbass und Luhansk an.

Wolodymyr Selenski trat mit dem Versprechen an, diesen Bürgerkrieg zu beenden – doch bis zum russischen Einmarsch im Februar 2022, drei Jahre nach seinem Amtsantritt, geschah dies nicht.

Damit soll keineswegs argumentiert werden, Russland habe aus rein humanitären Gründen interveniert. Doch eine Dämonisierung Russlands oder Putins trägt kaum zur Lösung des Konflikts bei. Vielmehr schafft eine solche Rhetorik die Grundlage für eine anhaltende Kriegsunterstützung – auch in Europa und der Schweiz.

Warum Ihre Haltung entscheidend ist

Wer Russland als Feind betrachtet und sich mit der Haltung «Putin muss weg» identifiziert, gibt der Schweizer Regierung indirekt Rückhalt für weitere finanzielle und materielle Unterstützung der Ukraine – und damit für eine Fortsetzung des Krieges. Dies legitimiert nicht nur Steuergeldtransfers in Millionenhöhe, sondern auch die Aufweichung der Neutralität, etwa durch Waffenlieferungen über Drittstaaten.

Darüber hinaus wird mit einer derartigen Sichtweise der Ruf nach erhöhten Militärausgaben salonfähig – parteiübergreifend und ohne kritische Reflexion. Ein erneutes Wettrüsten, ähnlich wie zu Zeiten des Kalten Krieges, droht. Dabei sollte die Frage gestellt werden: Warum nicht Deeskalation, Frieden und diplomatische Gespräche?

Russland hat nie direkt die Schweiz oder andere europäische Länder bedroht. Viele der angeblichen Drohungen entstammen westlichen politischen Kreisen – doch wo sind die originalen Quellen? Natürlich gab es im Zuge des Ukraine-Kriegs teils scharfe Töne aus Moskau gegenüber Waffenlieferanten. Doch von offizieller russischer Seite wurde nie eine Eskalation gegenüber neutralen Staaten propagiert.

Bleibt die Schweiz auf Konfrontationskurs?

Ist das Bild vom Feind «der Russe» mittlerweile so tief verankert, dass eine Deeskalation gar nicht mehr erwogen wird? Ist die Devise «Koste es, was es wolle, Putin muss weg, die Ukraine muss gewinnen» wirklich eine zielführende Strategie? Eine solche Haltung führt unweigerlich zu einer Verlängerung des Krieges – und damit zu tausenden weiteren Opfern auf beiden Seiten.

Seit über drei Jahren tobt der Krieg. Russland hat an Boden gewonnen, die USA ziehen sich zunehmend aus der Unterstützung zurück. Glaubt wirklich noch jemand, dass Russland militärisch besiegt werden kann? Ist es vernünftig, den eigenen Wohlstand und die Stabilität Europas für einen sinnlosen, nicht zu gewinnenden Krieg aufs Spiel zu setzen?

Und schliesslich: Wer profitiert von der Fortsetzung dieses Konflikts? Gibt es nicht erhebliche wirtschaftliche Interessen – etwa von der Rüstungsindustrie –, die eine Eskalation weiter anheizen?

Schreiben Sie Ihren Politikern – jede Stimme zählt

Wer für Frieden ist, sollte aktiv werden: Schreiben Sie Ihren Nationalräten, Ständeräten und dem Bundesrat. Ein Brief, eine E-Mail – jede einzelne Stimme zählt mehr, als viele denken.

Stellen Sie sich vor, jeder Parlamentarier in Bern würde hunderte Briefe erhalten, die sich für Frieden, für eine Vermittlerrolle der Schweiz und gegen die Dämonisierung Russlands aussprechen. Wäre das nicht ein starkes Signal?»

Patrick Jetzer
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