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Kanton
23.01.2025
23.01.2025 17:11 Uhr

Regierung will keine Transparenz bei Bau-Einsprachen

Immer wieder werden Bauprojekte durch Einsprachen verzögert oder verhindert. Eine Veröffentlichung der Namen der Einsprecher lehnt die St. Galler Regierung ab. (Archivbild)
Immer wieder werden Bauprojekte durch Einsprachen verzögert oder verhindert. Eine Veröffentlichung der Namen der Einsprecher lehnt die St. Galler Regierung ab. (Archivbild) Bild: KEYSTONE/PETRA OROSZ
Die St. Galler Regierung ist gegen eine Veröffentlichung der Namen von Einsprechern gegen Bauprojekte. Dies erklärte sie in der Antwort auf einen SVP-Vorstoss. Darin wurde kritisiert, dass bei Einsprachen immer wieder Geldzahlungen eine Rolle spielten.

Es gebe Einsprachen, die aus niedrigen Motiven erfolgten, schrieb SVP-Kantonsrat Ivan Louis in seinem Vorstoss. Ein Bauvorhaben solle verzögert, verteuert oder möglichst verhindert werden. Weiter gebe es Fälle, in denen Einsprecher finanzielle Forderungen stellen, damit sie die Einsprache zurückziehen.

Einige Immobilienunternehmen kalkulierten solche Ausgaben bereits bei der Projektierung ein. Die Zahlung von einigen Tausend Franken erscheine oft günstiger als eine Verzögerung des gesamten Projekts. Solche Forderungen nähmen teilweise «erpresserische Züge» an.

Der Kantonsrat wollte von der Regierung wissen, ob sie bereit sei, Transparenz zu schaffen. So könnten Namen und Beruf der Einsprechenden veröffentlicht werden oder auch die gesamte Einsprache.

Wie ein «öffentlicher Pranger»

Die Regierung sprach sich in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme dagegen aus. Missbräuchlich erhobene Einsprachen und deren Abgeltung seien problematisch. Das Ausmass könne aber nicht abgeschätzt werden, weil es sich dabei um Rechtsgeschäfte zwischen Privaten handle.

Eine Veröffentlichung der Personenangaben «dürfte bereits datenschutzrechtlich nicht zulässig sein». Eine Einsprache gebe dem Einzelnen zwar viel Macht. Einsprechende hätten aber auch das Recht, ihre Interessen am Bauvorhaben zu verteidigen. Dieses Recht gelte es ebenfalls zu wahren.

Eine Veröffentlichung der Einsprache käme einem öffentlichen Pranger gleich. Dies sei «für den sozialen Frieden nicht förderlich», so die Regierung.

Zieglers Meinung: Mut zur Transparenz 

Es ist kaum nachvollziehbar, dass die St.Galler Regierung weiterhin keine Transparenz bei Baueinsprachen schaffen will. Wer eine Einsprache gegen ein Baugesuch einlegt, sollte den Mut haben, mit seinem Namen dazu zu stehen.

Sich hinter dem Deckmantel des Datenschutzes zu verstecken, wirkt wie ein billiges Manöver der Regierung, um den Status quo aufrechtzuerhalten.

Das Baugewerbe klagt seit Jahren über eine regelrechte Einsprachenflut, die Projekte verzögert, verteuert und im schlimmsten Fall zum Scheitern bringt. Hier könnte die Veröffentlichung der Einsprecher ein wirksames Mittel sein, um zumindest querulatorische Einsprachen zu reduzieren. Denn Transparenz schafft Verantwortlichkeit.

Die Regierung sollte sich fragen, wem sie mit ihrer Haltung dient: den Bürgern, die auf dringend benötigte Bauprojekte wie Wohnraum oder Infrastrukturausbau warten? Oder den wenigen, die aus dem Schutz der Anonymität heraus ihre persönlichen Interessen verfolgen?

Es wäre nur fair, dem Bauwesen und der Gemeinschaft den Rücken zu stärken und Mut zur Transparenz zu zeigen. Die Demokratie lebt schliesslich von offenem Dialog und nicht von verstecktem Widerspruch.

Stephan Ziegler, Chefredaktor stgallen24

Keystone-SDA