1983, als ich noch Primarschüler war, trat das Umweltschutzgesetz in Kraft. Sein Ziel: Menschen, Tiere und Pflanzen, ihre Lebensgemeinschaften und Lebensräume vor schädlichen oder lästigen Einwirkungen zu schützen und die natürlichen Grundlagen – insbesondere die biologische Vielfalt und die Fruchtbarkeit des Bodens – dauerhaft zu bewahren.
Pünktlich zu meinem 16. Geburtstag lancierte die Stadt St.Gallen als eine der ersten Gemeinden der Schweiz eine «Lokale Agenda 21», um die am Umweltgipfel von Rio de Janeiro formulierten Nachhaltigkeitsziele auf kommunaler Ebene umzusetzen.
Seitdem sind viele Jahre vergangen. Was hat die Generation meiner Grosseltern für den Umweltschutz getan? Was die Generation meiner Eltern? Und meine eigene Generation? Auf viele Versprechungen folgten nur wenige Taten. Und wenn gehandelt wurde, wurden die Fortschritte oft wieder zunichtegemacht; die Effizienzgewinne hob der verstärkte Konsum auf.
2024 wurde als das heisseste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen registriert.
Laut MeteoSchweiz hat sich die Temperatur im Kanton St.Gallen bereits um zwei Grad Celsius erhöht – mehr als im globalen Durchschnitt. Die Klimakrise schreitet schneller voran, als es die gängigen Modelle vorhersagen! Gleichzeitig nimmt die Biodiversität drastisch ab. In der Stadt St.Gallen wurden in den letzten 45 Jahren Grünflächen im Umfang von 383 Fussballfeldern betoniert!
Zwischen 1996 und 2019 sind dort neun von zwölf Brutvogelarten verschwunden! 5321 Tonnen Atommüll hat die Schweiz im Nordatlantik versenkt; in welchem Zustand die Fässer sind, weiss niemand. Und den Bauschutt lagern wir in der Deponie Tüfentobel, die beinahe erschöpft ist und deshalb die Annahme von Abfällen einschränken muss.
Wir stossen an unsere Grenzen – in der Stadt St.Gallen, in der Schweiz, global. Jede Person in der Schweiz verursacht durchschnittlich 13 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr. Nachhaltig wäre etwa 1 Tonne.
Seit 53 Jahren wissen wir um die «Grenzen des Wachstums».
Und dennoch überschreiten wir sie weiterhin. Es ist Zeit für ein neues Wirtschaftsmodell, das nicht das Bruttoinlandprodukt, sondern die planetaren Grenzen in den Fokus stellt.
Deshalb sage ich mit Überzeugung Ja zur Umweltverantwortungsinitiative (UVI). Wir müssen weg vom Profitstreben der Grosskonzerne und hin zu einer Wirtschaft, die das Wohl der Menschen und der Umwelt ins Zentrum stellt.
Am 9. Februar wird über die UVI abgestimmt. Die Initiative fordert, dass die Schweiz innerhalb von zehn Jahren die planetaren Grenzen einhält. Dann werde ich im Pensionsalter sein.