Text: Tanja Millius
Im Gespräch erklärt Lüchinger, worauf es beim Sonnen- und Wetterschutz ankommt, was die Trends sind und wie wichtig es ist, dass der Kunde alle Leistungen aus einer Hand erhält.
Jimmy Lüchinger, Sonnenschutz ist nicht gleich Sonnenschutz. Worauf kommt es vor allem an?
Ein Sonnenschutz bietet heute viel mehr als einfach nur Schutz. Die Kunden möchten heute ein Produkt, dass sehr vielseitig ist – also zum Beispiel Sonnen- und Regenschutz in einem. Vermehrt ist auch Sichtschutz gefragt. Hier gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten bei der Innenbeschattung und beim Outdoor-Living.
Was liegt momentan besonders im Trend?
Auf Sitzplätzen sind Lamellendächer und Pergolasysteme im Trend, die wind- und wasserfest sind. Und wegen der engen Bauweise wird der Sichtschutz für viele Menschen immer wichtiger. Im Wohnbereich sind vermehrt Smart-Home-Lösungen gefragt: Also dass ich zum Beispiel meine Sonnestoren per Handy steuern oder mit der Alarmanlage koppeln kann.
Und was sind die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl von Sonnen- und Wetterschutz?
Zunächst sollte man seine Bedürfnisse kennen: Will ich einen reinen Sonnenschutz oder zugleich auch einen Regenschutz? Lässt sich das Produkt einfach bedienen? Wie langlebig ist es und welche Serviceleistungen sind inbegriffen? Lässt es sich in eine bereits bestehende Steuerung integrieren? Wie soll das Design sein? Und ganz wichtig: Passt das Produkt zum Haus und lässt es sich gut installieren? Hier ist eine fachmännische Montage entscheidend. Ich sage immer: Das Produkt ist nur so gut wie sein Monteur. Deshalb arbeiten wir mit eigenen Monteuren.
Sie sind 2004 in das Unternehmen eingestiegen und haben es kontinuierlich ausgebaut. Was unterscheidet Beerli von anderen Anbietern?
Wir sind ein Familienbetrieb, der klein, aber international sehr gut vernetzt ist. Ich arbeite seit 1982 in der Sonnen- und Wetterschutzbranche und habe mir in dieser Zeit ein grosses Netzwerk mit Herstellern und Lieferanten in ganz Europa aufgebaut. 2004 stieg ich als Freelancer bei Beerli ein, übernahm 2006 die Mehrheit der Aktien und 2015 alle Aktien. Heute arbeiten mein Bruder, meine beiden Töchter und meine Frau Roswitha mit im Betrieb. Die Führungsstruktur ist dadurch schlank, professionell und doch familiär.
Was reizte Sie daran, voll bei Beerli einzusteigen?
Ich hatte immer den Traum einer eigenen Firma. Mich fasziniert, was man mit unseren Produkten bewirken kann, wie viel Freude man den Menschen mit einer schönen Marquise bereiten kann oder mit einer Fensterstore, mit der sie sich sicher fühlen. Ich verstehe mich hier auch als Trendsetter. Wenn man den Kunden gut zuhört, spürt man schnell, was gefragt ist.
Und wie wählen Sie Ihre Lieferanten aus?
Wir können am Markt unabhängig operieren. Dies nicht zuletzt deshalb, weil ich dank meinem grossen Netzwerk auf alle Produkte Zugriff habe und wir bei den Herstellern europaweit einen guten Namen haben. Dadurch können wir unseren Kunden eine grosse Auswahl bieten. Ich schaue bei einem Partner immer zuerst auf den Menschen, der hinter der Firma steht, dann auf die Produkte und die Serviceleistungen. Gewisse Produkte stellen Schweizer Produzenten beispielsweise gar nicht her.
Während des Lockdowns im Frühjahr entdecken viele ihr Zuhause neu – ganz im Sinne von «My home is my castle». Hat Ihre Branche davon profitiert?
Die Nachfrage hat während des Lockdowns bei Neuanschaffungen und Service deutlich zugenommen. Viele entschieden sich, den Sommer in der Schweiz zu verbringen, und investierten vermehrt in Sitzplätze und Storen. Umgekehrt gab es bei unseren Herstellern viel längere Lieferzeiten, weil die Lieferkette unterbrochen war, und so mussten die Kunden lange warten. Hier zahlten sich unsere Kundennähe und das eigene Serviceangebot voll aus. Die «Swissness» hat einen neuen Stellenwert erhalten!
Auf der anderen Seite mussten Showrooms während des Lockdowns schliessen – ein wichtiges Kundenerlebnis fehlte somit.
Wir hatten das Glück, das wir die Ausstellung während des Lockdowns auf Anmeldung offenhalten und relativ normal weiterarbeiten konnten. Digitale Visualisierungen waren in dieser Zeit aber häufiger gefragt. In diesem Bereich ist heute sehr viel möglich, ohne dass der Kunde dafür persönlich vorbeikommen muss. Natürlich ist die direkte Beratung immer noch wichtig, aber die Kunden schätzten die digitalen Möglichkeiten während des Lockdowns.
Wie haben sich eigentlich die Kundenbedürfnisse über die Jahre verändert?
Bei Farbe und Design gibt es schon Modetrends. Doch gewisse Klassiker bleiben oder werden wieder «in». So war Orange zum Beispiel in den 1950er Jahren beliebt – und ist es heute immer noch. «Outdoor-Living» ist heute das ganze Jahr über gefragt und nicht mehr nur im Frühling/Sommer. Dementsprechend sind flexible Allwetter-/Alljahreszeiten-Lösungen gefragt. Hier bieten Lamellendächer zum Beispiel mehr Möglichkeiten als ein klassischer Wintergarten. Dank der gewaltigen technologischen Fortschritte ist es heute möglich, praktisch alle Kundenwünsche zu erfüllen.
Und worauf legen die Kunden heute am meisten Wert?
Massgeschneiderte Lösungen! Bei uns bekommt jeder Kunde sein Unikat. Nach der Beratung wird alles genau auf die Masse vor Ort angefertigt. Bis auf ein paar wenige Standard-Sonnenschirme sind alle Produkte Unikate, nur schon wegen der vielen Kombinationsmöglichkeiten.
Zum Schluss: Was sind für Sie die Trends von morgen?
Ein Trend sind intelligente Sonnenschutzsysteme. Ziel ist, in Räume, in denen gearbeitet und gelebt wird, möglichst viel Tageslicht zu bringen. Hier werden derzeit Materialien entwickelt, die guten Sonnenschutz bieten, aber zugleich viel Tageslicht. Dann gibt es immer mehr Produkte, die mit Akkus funktionieren und keine Leitungen mehr benötigen.