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26.11.2024
26.11.2024 09:23 Uhr

LCB setzt auf Halbprofi-Programm

Fabia Schlachter und Yara Mosimann
Fabia Schlachter und Yara Mosimann Bild: lcbruehl.ch
Im Streben nach Spitzenleistungen geht der LC Brühl Handball neue Wege in der Handballschweiz – das Halbprofi-Programm steht im Zentrum dieser Entwicklung. Athletinnen wie Yara Mosimann, die neu für die A-Nationalmannschaft der Schweiz aufgeboten wurde, sind ein Beispiel für die ersten Erfolge des Programms. Was genau verbirgt sich hinter dem Halbprofi-Programm und wie profitieren die Spielerinnen davon?

Das Halbprofi-Programm des LCB ist darauf ausgelegt, den Athletinnen die Möglichkeit zu geben, Handball auf höchstem Niveau zu spielen, während sie parallel zu ihren beruflichen oder akademischen Verpflichtungen eine semi-professionelle Karriere verfolgen.

Spielerinnen wie Yara Mosimann kombinieren Handballtraining mit einem Teilzeitpensum – sie arbeitet 30 % bei der Mobiliar Versicherung und absolviert gleichzeitig die Berufsmatura, während sie die verbleibende Zeit intensiv in ihre sportliche Weiterentwicklung investiert. Mosimann erklärt, es sei anspruchsvoll, alles unter einen Hut zu bringen. Das Programm ermögliche es ihr jedoch, Handball auf einem sehr hohen Niveau zu spielen, ohne ihre beruflichen und schulischen Verpflichtungen zu vernachlässigen.

Auch für Vollzeitstudentinnen wie Laurentia Wolff bietet das Halbprofi-Programm eine ideale Balance zwischen Studium und Sport.

Wolff strukturiert ihr Studium so, dass sie genügend Zeit für das Handballtraining hat. Diese Flexibilität erlaubt es den Athletinnen, sich voll auf ihre sportliche Entwicklung zu konzentrieren.

Das Training im Halbprofi-Programm geht über die üblichen Vereinseinheiten hinaus: Neben den regulären Handballeinheiten absolvieren die Spielerinnen zusätzliche Athletiktrainings unter der Leitung von Yves Rohner.

Headcoach Raphael Kramer erläutert, dass sich die Spielerinnen regelmässig am Morgen zu individuellen Athletikeinheiten mit Rohner treffen. Diese zusätzliche Betreuung mache einen grossen Unterschied, insbesondere im athletischen Bereich, wo die Fortschritte am deutlichsten sichtbar seien.

Unterstützt wird das Team auch von der Berit Klinik und der Berit SportClinic, die eine umfassende medizinische Betreuung bieten, einschliesslich regelmässiger und zielgerichteter Testings.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die individuelle Betreuung der Spielerinnen durch Techniktrainings und Videoanalysen.

Kramer betont, dass insbesondere die technische und individualtaktische Weiterentwicklung der Spielerinnen durch das Halbprofi-Programm gefördert werde. Wurfvarianten oder Entscheidungsverhalten seien Beispiele für Aspekte, in denen sich die Spielerinnen intensiv weiterentwickeln könnten – nicht nur physisch, sondern auch mental.

Yara Mosimann ergänzt, dass ihr die individuellen Videoanalysen sehr helfen würden, ihr Spiel zu verbessern. Sie könne genau sehen, wo ihre Stärken lägen und woran sie in den Individualtrainings noch arbeiten müsse.

Die Vorteile des Halbprofi-Programms sind vielfältig.

Die Athletinnen erleben eine professionelle Umgebung, die sie darauf vorbereitet, auf höchstem Niveau zu bestehen. Headcoach Raphael Kramer hebt hervor, dass das grösste Plus des Programms sei, dass die Spielerinnen lernen, ihren Alltag um den Handball herum zu strukturieren. Auch wenn das Trainingspensum nicht unbedingt viel höher sei als bei anderen Spielerinnen, änderten sich der Fokus und das Mindset der Athletinnen komplett.

Für junge Talente wie Leonie Arpagaus und Ursina Schnider ist das Halbprofi-Programm zudem ein wichtiger Schritt, um ihre Leistungen beim amtierenden Triplesieger zu festigen.

Kramer betont, dass es ein grosser Unterschied sei, in der SPL1 zu spielen und regelmässig in der Startformation zu stehen. Das Halbprofi-Programm helfe den jungen Spielerinnen, sich Schritt für Schritt an dieses Niveau heranzutasten und ihre Leistung zu stabilisieren. Ziel sei es schliesslich auch, dass in naher Zukunft längerfristig über den Tellerrand der nationalen SPL1 geschaut werden könne.

Ein besonderes Merkmal des Programms ist zudem die Möglichkeit, dass junge Spielerinnen von den Erfahrungen der routinierten Athletinnen profitieren können.

Ein eindrucksvolles Beispiel dafür sind Yara Mosimann und Torhüterin Manuela Brütsch. Beide liefen an der «Carpati Trophy» in Rumänien für die Schweiz auf. Während Mosimann ihr allererstes Länderspiel absolvierte, brachte es Brütsch bereits auf ihr beeindruckendes 171. Spiel für die Schweizer Nationalmannschaft. 

Diese enorme Erfahrung in intensiven Phasen – sowohl auf Vereins- als auch auf Nationalmannschaftsebene – gibt Brütsch an die jungen Talente weiter.

Neben der sportlichen Weiterentwicklung bietet das Programm auch finanzielle Anreize, wenn auch in sehr begrenztem Umfang.

Die finanzielle Unterstützung durch Sponsoren wie McDonald’s und die Berit ermöglicht es dem Verein, die zusätzlichen Trainings- und Betreuungsleistungen zu finanzieren, die den Kern des Halbprofi-Programms bilden. 

Sportchef Roger Bertschinger erklärt, dass das Programm noch ausbaufähig sei, aber einen wichtigen Grundstein für eine mögliche weitere Professionalisierung lege und den Athletinnen auch finanziell etwas Raum gebe, sich auf den Handball zu konzentrieren.

Der LC Brühl Handball hat grosse Pläne für die Zukunft. Ziel sei es, das Halbprofi-Programm weiter auszubauen und den Spielerinnen eine grössere Absicherung und bessere Bedingungen zu bieten.

Bertschinger betont, dass man hoffe, Schritt für Schritt in Richtung Professionalisierung gehen zu können. Dies bedeute jedoch nicht, dass die Spielerinnen sofort ein Profi-Gehalt bekommen würden, aber es würde ihnen erlauben, sich noch mehr auf den Sport zu konzentrieren und Regenerationszeiten zu fördern.

Für Spielerinnen wie Mosimann sei eine weitere Professionalisierung die richtige Entwicklung, denn gerade die körperliche und mentale Regeneration vom intensiven Alltag sei ein weiteres Plus für sie.

Es wäre natürlich schön, sich voll und ganz auf den Handball fokussieren zu können, meint Yara Mosimann, aber es sei bewusst, dass dafür noch ein langer Weg zu gehen sei.

Das Halbprofi-Programm hat bereits erste Erfolge hervorgebracht:

Die Berufung von Mosimann in die Schweizer Nationalmannschaft sei nur ein Beispiel dafür, wie sich die intensive Arbeit im Programm auszahle. Junge Athletinnen, darunter die Halbprofi-Spielerinnen, hätten in der intensiven Phase mit vielen Verletzungen der erfahrenen Spielerinnen viel Verantwortung übernehmen können. 

Raphael Kramer unterstreicht, dass diese Erfolge und Entwicklungen zeigen, dass man auf dem richtigen Weg sei. Ziel sei es, weiter zu wachsen und die Fähigkeiten nicht nur national, sondern auch international unter Beweis zu stellen.

Die Athletinnen profitieren von einer ganzheitlichen Betreuung, die sie auf höchstem Niveau unterstützt, während sie sich gleichzeitig neben dem Handballfeld weiterentwickeln können. Es sei ein Programm, das nicht nur den Handball in den Mittelpunkt stelle, sondern auch den Menschen dahinter.

pd/stz.
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