Über 23 Jahre lang hat Charles Pfahlbauer jr. in seiner Saiten-Kolumne «Nachrichten aus dem Sumpf» das Leben in der Ostschweiz – von ihm liebevoll «Ostrandzone» genannt – humorvoll bis gallig seziert. Er hat dabei, mit Peter Surber gesagt, eine «unübertreffliche Mythologie der Gallenstadt» und darüber hinaus geschaffen.
Und jetzt, nur wenige Monate nach Erscheinen seiner letzten Nachricht in der Februarausgabe von «Saiten» dieses Jahres, ist es da: das Pfahl-Kolumnenbuch.
Ausgerechnet ein Kolumnenbuch, mögen sich jene denken, die bereits wissen, wer sich so lange hinter dem Pseudonym Charles Pfahlbauer jr. versteckt hat. Denn nun ist auch dieses Geheimnis endlich gelüftet: Marcel Elsener heisst der Sumpfnachrichtenautor. Er gilt nicht als ausgesprochener Freund von Kolumnenbüchern.
Elsener ist Journalist und Kulturredaktor, arbeitete einst bei der «Ostschweiz», später bei der «Wochenzeitung», war 1998 der erste Profi-Journalist in der Saiten-Redaktion (hat dafür sogar ein Angebot vom «SonntagsBlick» ausgeschlagen!) und ist heute Ostschweiz-Redaktor beim «St.Galler Tagblatt».
Mit der aus Rorschach zugezogenen Fabelfigur Charles Pfahlbauer jr. und einem schillernden Personal fiktionalisierter Weggefährten und real existierender, aber selten namentlich genannter Persönlichkeiten aus der St.Galler Gesellschaft schuf Elsener eine zeitgeschichtliche Chronik der laufenden Ereignisse – oft ins Groteske gezogene Beobachtungen der regionalen Entwicklungen, verbunden mit persönlichen Erlebnissen, Menschenaufläufen, Tierbegegnungen, Träumen, Krankheitsgeschichten und allerlei komischen Ein- und Zufällen.
Der St.Galler Musiker und Komiker Manuel Stahlberger ist ein bekennender Pfahlbauer-Fan: «Sicher und sauber und irgendwo die Sitter – viel Aufregendes passiert selten in der Ostschweizer Metropole im Hochtal. Aber wenn sich jemand so grantig und lustig darüber aufregt wie Freund Pfahlbauer, hat sich St.Gallen hundertmal gelohnt.»
Und die mittlerweile in New York lebende Innerrhoder Autorin Dorothee Elmiger bekennt: «Die Wahrheit ist: In meiner Jugend bin ich eine Weile lang hauptsächlich beim Pfahlbauer in die Schule gegangen.»
Aus 250 Kolumnen wurden 70 ausgewählt.
Sie sind auf über 300 Seiten als «Lustiges Taschenbuch» gebunden, haben dank der Gestaltung von Adrian Elsener und Druck auf rauem Papier den Schmuddel-Charme längst verstrichener Tage und bieten einen hoffnungsvollen Blick in die Abgründe unserer Zeit.
Ab sofort gehören die «Nachrichten aus dem Sumpf» in jede gut sortierte Sangallensien-Sammlung.