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Kommentar
Stadt St.Gallen
12.08.2024
13.08.2024 07:31 Uhr

Holt die Steinach wieder ans Licht!

Entlang der Moosbruggstrasse könnte eine neue Flaniermeile entstehen
Entlang der Moosbruggstrasse könnte eine neue Flaniermeile entstehen Bild: GSI Architekten
Die Steinach sollte wieder an die Oberfläche geholt werden – das ist ein Anliegen, das in St.Gallen längst überfällig ist. Unsere Stadt hat viele Vorzüge, doch eines fehlt uns schmerzlich: ein offenes Gewässer, das das Stadtbild bereichert und den Menschen einen Ort der Erholung bietet.

Bern hat einen, Basel hat einen, Luzern hat einen, Zürich sowieso – und sogar Winterthur hat mit der Eulach einen, wenn auch kleinen: einen Fluss in der Stadt. Nur die Gallusstadt, die sonst ja wirklich alles bietet, was man von einer Stadt erwartet, hat keinen.

Die Steinach wurde in der St.Galler Innenstadt bis 1900 nach und nach überdeckt.

1991 wurde der Steinachstollen vom Müllertor bis zur Lukasmühle eröffnet. So verschwand die Steinach unter der Erde. Dies geschah vor allem wegen des schmutzigen Wassers, das die Steinach damals führte

Vor 25 Jahren schufen unentwegte St.Galler mit Künstler Roman Signer und NVS-Co-Präsident Arthur Stehrenberger die «Vision Steinach». Sie ist aber bis heute nicht über den Visionstatus herausgekommen.

Gerade in Zeiten des Klimawandels, in denen heisse Sommer zur Norm werden, könnte ein oberirdischer Fluss wie die Steinach aber für eine dringend benötigte Abkühlung sorgen.

Ein solcher Ort lädt zum Verweilen ein, verbessert das Mikroklima in der Stadt und bietet eine natürliche Erholungsfläche mitten im urbanen Raum.

Ferner hat ein freigelegter Flusslauf auch ökologische Vorteile: Er könnte neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen und zur Artenvielfalt in der Stadt beitragen. Ein lebendiges Gewässer könnte für Fische, Vögel und Insekten ein Zuhause bieten und die Natur wieder stärker ins Stadtbild integrieren.

Die Lämmlisbrunnenstrasse und das Linsebühl könnten zum Naherholungsgebiet werden Bild: GSI Architekten

Auch aus sozialer und stadtplanerischer Sicht ist das Argument klar: Ein oberirdisch flexender Fluss würde die Lebensqualität in St.Gallen erheblich steigern. Er könnte zum Zentrum eines neuen Naherholungsgebietes werden, das Menschen zusammenbringt und die Identifikation mit der Stadt stärkt.

Offene Gewässer sind Magneten für soziale Interaktionen, sie schaffen Treffpunkte und fördern das Miteinander in der Gemeinschaft.

Nicht zuletzt würde die Freilegung der Steinach auch historische Wurzeln wiederbeleben und die Verbindung der Stadt mit ihrem natürlichen Umfeld stärken. Es wäre ein Zeichen für den Respekt vor der Natur und die Anerkennung der Rolle, die sie in unserer städtischen Umgebung spielt.

Auch das Projekt «Grünes Gallustal» von WWF St.Gallen, Pro Natura SG-AR/AI, NVS Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung, Birdlife St.Gallen, Heimatschutz St.Gallen/Appenzell I.Rh. und GSI Architekten AG hat die Vision einer offengelegten Steinach aufgegriffen und zeigt, wie die Stadt mit ihr aussehen könnte.

Was meinen Sie? Soll die Steinach wieder ans Licht geholt werden? Schreiben Sie uns an redaktion@stgallen24.ch

Stephan Ziegler, stgallen24.ch
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