Im Fussball wird gekämpft. Auf dem Platz um Ball, Freiraum und Sieg. Neben dem Platz um Ball, Freiraum und Sieg. Auf und neben dem Platz stehen nämlich Teams, die sich für den eigenen wie auch für den kollektiven Triumph einsetzen.
Im Frauenfussball wurde schon immer gekämpft.
Beinahe mehr neben als auf dem Platz. Die ersten Spielerinnen setzten sich dafür ein, überhaupt einen Ball am Fuss haben zu dürfen. Sie überwanden ein Fussballverbot, riefen Nationalteams ins Leben und legten das Fundament für den Sport.
Auf diese Pionierarbeit folgt bis heute das Streben nach mehr Freiraum. Die Ziele sind nun höhergesteckt, man ringt weltweit um Professionalisierung.
Mit Erfolg: Der Frauenfussball boomt, wie es so schön heisst.
Manchmal kommt ein Fortschritt durch den Eigenantrieb eines Vereins zustande, der in seine Frauenequipe investiert – oder durch ein Unternehmen, das als Sponsor gleich die Liga eines ganzen Landes unterstützt.
Manchmal aber bedarf es der direkten Konfrontation eines Nationalteams mit seinem eigenen Verband, damit sich etwas verbessert.
Der optimale Zeitpunkt dafür scheint ein WM-Gewinn zu sein, wie ein Blick ins Archiv zeigt.
- Die Spielerinnen des deutschen Frauennationalteams kritisierte nach ihren Triumphen 2003 und 2007 die Finanzpolitik, die ihr Verband ihnen entgegenbrachte.
- Den Japanerinnen missfiel, dass sie 2011 als Weltmeisterinnen in der Economy-Class heimflogen, während die Männer trotz weniger Erfolgen in der Business-Class reisten. Die Forderungen klangen jeweils ähnlich: zu niedrige Prämien, fehlende öffentliche Anerkennung und unzureichende Unterstützung.
Als Massstab gilt hier der Umgang eines Verbands mit seiner Herrenmannschaft. Grundsätzlich sollte zwischen Frauen- und Männerfussball unterschieden werden. Allerdings nicht auf nationaler Stufe. Hier hat Frauenfussball Anspruch auf Gleichberechtigung. Denn beide Geschlechter spielen im Namen dieses einen, identischen Verbands.
Selbstverständlich bedarf es keines WM-Gewinns, dass sich ein Nationalteam gegenüber seinem Verband über mögliche Missstände äussert.
Beispiele gibt es en masse:
- Während fünf Jahren, von 2017 bis 2022, weigerte sich die damals beste Norwegerin Ada Hegerberg, für das Nationalteam aufzulaufen – wegen fehlender Gleichberechtigung mit dem Männerteam.
- Im Oktober 2018 boykottierte gleich das gesamte dänische Nationalteam ein WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden. Nach teilweisen Einigungen folgt jetzt der Grosserfolg: Die Mitglieder des männlichen Nationalkaders unterschrieben einen Vertrag mit dem Verband, in dem die Herren von sich aus auf eine Lohnerhöhung verzichten und stattdessen auf eine einheitliche Grundvergütung für Einsätze im Dänemark-Trikot setzen.
- Der Verband von Costa Rica tauschte sich im Vorfeld der letzten WM mit seinen Fussballerinnen aus und handelte einen Tarifvertrag aus, der demjenigen der Männer entspricht. Es ist das erste Abkommen dieser Art in Südamerika.
- Nach dem WM-Aus im Achtelfinal 2023 machte das nigerianische Team publik, dass ihm der Verband noch Zahlungen von vor über zwei Jahren schulde. Mit der Unterstützung der Spielervereinigung Fifpro gingen die Spielerinnen gegen ihren Verband vor.
- Im April dieses Jahres lud die südkoreanische Nati ihren Verband zum Gespräch. Das Team bemängelte Reisebedingungen, fehlende Grundausrüstung sowie eine fehlende Ausbildungseinrichtung.
- Seit dem letzten Jahr setzen sich die Spielerinnen aus dem schwedischen Nationalteam und der Nationalliga gemeinsam dafür ein, dass sie in die Verhandlungen eines neuen Tarifvertrags miteinbezogen werden. Der Protest zeigte 2024 Wirkung.