Willi Keller und Lina Maria Sommer, deren Arbeiten bis zum 23. Mai im Ausstellungsraum von Visarte Ost zu sehen sind, trennt ein halbes Jahrhundert Lebenserfahrung. Und so fanden sich auch an der Vernissage die unterschiedlichsten Generationen auf erfrischende Weise zusammen.
«Zwei Künstler treten in einen Dialog, scheinbar», sagte Laudator Roland Scotti. «Denn sie müssen nicht miteinander reden, geschweige denn diskutieren; sie müssen sich noch nicht einmal verständigen.» Das leiste ihre Kunst, die sich in einem Raum begegne.
Eruptive und sanfte Seiten
Beide bringen ihre eruptiven und sanften Seiten zum Ausdruck. Während Kellers Ecken und Kanten in seinen aphoristisch-kritischen Wortsetzungen zum Vorschein kommen, manifestieren sich Sommers Eruptionen in ihrer Tuschmalerei auf Plexiglas. In ihren lyrischen Texten, die sie an der Finissage lesen wird, zeigt sie sich ebenso meditativ wie Keller in seiner Malerei.
Der gestalterische Automatismus
Roland Scotti sagt über die Beiden: «Beide vertrauen einem gestalterischen Automatismus, eben darauf, dass sich aus ihren Handbewegungen und ihren Gedankenspielen eine Gestalt, gar eine Geschichte ergibt, die fremd ist, wie selbstbestimmt und frei.»
Dabei spiele es kaum eine Rolle, ob die Formfindungen, die Bilderzählungen, die poetischen Verwicklungen spontan und schnell notiert (Lina Maria Sommer) oder in monatelanger Konzentration behutsam entwickelt werden (Willi Keller).
«Für uns als Resonanzkörper mag noch nicht einmal wichtig sein, dass Willi Keller Fenster zu einer anderen, magisch-ironischen Welt öffnet, während Lina Maria Sommer den Ausstellungsraum als Akteur in das eigene Werk einbindet.»