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Stadt St.Gallen
26.04.2024
26.04.2024 16:56 Uhr

Wilhelm Tell: «Nation Branding» à la Rossini

«Guillaume Tell» wurde am 3. August 1829 in Paris uraufgeführt (im Bild eine Inszenierung an der New Yorker Metropolitan Opera)
«Guillaume Tell» wurde am 3. August 1829 in Paris uraufgeführt (im Bild eine Inszenierung an der New Yorker Metropolitan Opera) Bild: Archiv
Von «buffa» bis «seria» und dazwischen «semiseria»: Gioachino Rossini war einer der Meister der italienischen Oper. Nun bietet das Theater St.Gallen mit «Wilhelm Tell» die Gelegenheit, auch den Rossini der französischen «Grand opéra» (wieder) zu entdecken. Die Premiere findet am Sonntag, 5. Mai 2024, im Paillard-Bau statt.

Rossinis Guillaume Tell erzählt vom Kampf der Eidgenossen gegen die Habsburger Gewaltherrschaft und verknüpft dabei das tragische Schicksal des Einzelnen mit revolutionären politischen Visionen sowie dem Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung einer Nation.

Für Operndirektor Jan Henric Bogen war Rossinis letzte Oper in einer Spielzeit, die unter dem Motto «Identitäten» steht, gesetzt:

«Rossinis Tell bürgt mit seinen wirkungsvollen Tablaux und grossen Chornummern für opulentes Musiktheater. Nicht von ungefähr beginnt die Oper mit einer der vielleicht berühmtesten Ouvertüren ihres Genres. Was mir aber ebenso wichtig erscheint: Egal wo sie gespielt wird, stellt sie die Frage nach dem Wesen der Schweiz jeden Abend von Neuem», sagt Bogen.

Bemerkenswert ist, dass das Verhältnis zwischen Rossinis Tell und der Schweiz wechselseitig ist:

Thematisiert die Oper einerseits den Gründungsmythos der Eidgenossenschaft, inspirierte sie andererseits deren Selbstverständnis, indem sie sich tief in das kulturelle Gedächtnis eingrub.

Unüberhörbar zeigt sich das am vertrauten Dreiklang aus dem Andante der Ouvertüre, das Postautos – ein nicht zu unterschätzender Bestandteil des Schweizer «Nation Brandings» – bis heute auf Bergstrecken erklingen lassen.

Libby Sokolowski als Mathilde Bild: Ludwig Olah

Nachdem sich der ursprünglich vorgesehene Regisseur Guy Montavon im vergangenen Februar zurückgezogen hatte, gelang es Konzert und Theater St.Gallen, kurzfristig eine Koproduktion der Irish National Opera und der NOF (Nouvelle Opéra Fribourg/Neue Oper Freiburg) zu übernehmen. Ihr Regisseur, der gebürtige Berner Julien Chavaz, ist seit Beginn der Spielzeit 2022/23 als Generalintendant am Theater Magdeburg tätig.

Als Solisten präsentieren sich fast alle Mitglieder des St.Galler Opernensembles:

Z. B. Jonah Hoskins, der sich nach seinem Auftritt in Carmina Burana zu Beginn der Saison in der Rolle des Arnold Melchtal nun auch auf der Opernbühne vorstellen wird. Zuletzt hatten den US-amerikanischen Tenor Auftritte an die Metropolitan Opera (als Nemorino) oder die Semperoper geführt.

Ergänzt wird das Ensemble durch hochkarätige Gäste, etwa Theodore Platt in der Hauptrolle des Tell. Neben Engagements an diversen europäischen Opernhäusern ist auch Platt in Konzertsälen zu hören, so z. B. Anfang April 2024 mit einem Liederabend in der Londoner Wigmore Hall.

Bereits von Anfang an als musikalischer Leiter vorgesehen war Michael Balke, der am Theater St.Gallen kein Unbekannter ist, hatte er hier doch bereits Die Fledermaus, Tosca oder Il trovatore dirigiert. International hat er sich in den letzten Jahren mit einem breiten Konzert- und Opernrepertoire in Europa und Asien einen Namen gemacht.

Balke dirigiert das Sinfonieorchester St.Gallen, die Leitung des Theaterchors sowie des Opernchors St.Gallen verantwortet Filip Paluchowski, der in dieser Funktion seit Kurzem am Theater St.Gallen tätig ist.

Das Bühnenbild stammt von Jamie Vartan, die Kostüme von Severine Besson. Das Lichtdesign entwarf Sinéad Wallace, während die Choreografie von Nicole Morel entwickelt wurde.

Wilhelm Tell

Oper in vier Akten

Musik von Gioachino Rossini
Text von Victor-Joseph Etienne de Jouy und Hippolyte Louis Florent Bis nach dem Schauspiel Wilhelm Tell (1804) von Friedrich Schiller und der Erzählung Guillaume Tell ou La Suisse libre (1800) von Jean Pierre Claris de Florian

  • Musikalische Leitung: Michael Balke
  • Inszenierung: Julien Chavaz
  • Bühne: Jamie Vartan
  • Kostüm: Severine Besson
  • Lichtdesign: Sinéad Wallace
  • szenische Einstudierung: Alixe Durand Saint Guillain
  • Choreografie: Nicole Morel
  • Regieassistenz: Fleur Snow
  • Inspizienz: Ivana Aeschbacher
  • Choreinstudierung: Filip Paluchowski
  • Dramaturgie: Christina Schmidl

 

  • Guillaume Tell: Theodore Platt
  • Arnold Melchtal: Jonah Hoskins
  • Walter Furst: Msimelelo Mbali
  • Melchtal: Martin Summer
  • Jemmy: Kali Hardwick
  • Gesler: Kristján Jóhannesson
  • Rodolphe: Christopher Sokolowski
  • Ruodi: Riccardo Botta
  • Leuthold: David Maze
  • Mathilde: Athanasia Zöhrer/Libby Sokolowski
  • Hedwige: Sarah Alexandra Hudarew/Jennifer Panara
  • ein Jäger: Andrzej Hutnik

 

  • Chor des Theaters St.Gallen
  • Opernchor St.Gallen
  • Sinfonieorchester St.Gallen
  • Tanz: Laura García Aguilera/Jeanne Gumy/Federica Faini/Elenita Queiroz

Vorstellungen

  • Sonntag, 5. Mai 2024, 19 Uhr
  • Sonntag, 12. Mai 2024, 17 Uhr
  • Dienstag, 14. Mai 2024, 19.30 Uhr
  • Freitag, 17. Mai 2024, 19.30 Uhr
  • Sonntag, 26. Mai 2024, 14 Uhr
  • Sonntag, 6. Juni 2024, 19 Uhr
  • Donnerstag, 6. Juni 2024, 19.30 Uhr

Die Einführungssoiree mit anschliessendem Probenbesuch findet am Dienstag, 30. April 2024 ab 18.45 Uhr statt.

Stückeinführungen werden jeweils eine halbe Stunde vor jeder Vorstellung (ausser am Premierenabend) im Studio angeboten.

konzertundtheater.ch/programm

pd/stz.