Rossinis Guillaume Tell erzählt vom Kampf der Eidgenossen gegen die Habsburger Gewaltherrschaft und verknüpft dabei das tragische Schicksal des Einzelnen mit revolutionären politischen Visionen sowie dem Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung einer Nation.
Für Operndirektor Jan Henric Bogen war Rossinis letzte Oper in einer Spielzeit, die unter dem Motto «Identitäten» steht, gesetzt:
«Rossinis Tell bürgt mit seinen wirkungsvollen Tablaux und grossen Chornummern für opulentes Musiktheater. Nicht von ungefähr beginnt die Oper mit einer der vielleicht berühmtesten Ouvertüren ihres Genres. Was mir aber ebenso wichtig erscheint: Egal wo sie gespielt wird, stellt sie die Frage nach dem Wesen der Schweiz jeden Abend von Neuem», sagt Bogen.
Bemerkenswert ist, dass das Verhältnis zwischen Rossinis Tell und der Schweiz wechselseitig ist:
Thematisiert die Oper einerseits den Gründungsmythos der Eidgenossenschaft, inspirierte sie andererseits deren Selbstverständnis, indem sie sich tief in das kulturelle Gedächtnis eingrub.
Unüberhörbar zeigt sich das am vertrauten Dreiklang aus dem Andante der Ouvertüre, das Postautos – ein nicht zu unterschätzender Bestandteil des Schweizer «Nation Brandings» – bis heute auf Bergstrecken erklingen lassen.