Mit Führungen, Mittagessen im Stall und einer Sternwanderung feierte BirdLife Schweiz am Wochenende das 20-Jahre-Jubiläum des Projekts Obstgarten Farnsberg. An der Jubiläumsfeier nahm auch Nationalratspräsident Eric Nussbaumer teil, der sich beeindruckt zeigte von der engen Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Kanton. BirdLife setzt das Projekt gemeinsam mit inzwischen über 30 Landwirtschaftsbetrieben in den Gemeinden Buus, Ormalingen, Hemmiken, Rickenbach, Gelterkinden und Rothenfluh sowie mit dem Kanton und weiteren Partnern auf einer Fläche von rund 1200 Hektaren um.
Breit finanziertes Projekt
BirdLife bringt sein ökologisches Fachwissen ein und verantwortet die Projektleitung. So konnten gezielte und innovative Massnahmen entwickelt werden. Die lokale Verwurzelung mit den BirdLife-Sektionen in den Gemeinden ist sehr wichtig für das Beziehungsnetz und für konkrete Einsätze zugunsten der Natur. Die Vertretenden von BirdLife und der BirdLife-Sektionen haben die beteiligten Betriebe gemeinsam mit einem Agronomen beraten. Die Landwirte setzen dann die Massnahmen tatkräftig um.
Sie entscheiden dabei selbst, welche Massnahmen sie umsetzen und wo. Gewisse finanzielle Beiträge sind aber von der guten Platzierung der Massnahmen abhängig. Das Landwirtschaftliche Zentrum Ebenrain stellt die institutionelle Verankerung und die Verbindung zum Direktzahlungssystem sicher. Stiftungen, der Fonds Landschaft Schweiz FLS, der Kanton und private Spender finanzieren das Projekt.
Gemeinsam haben die Projektbeteiligten so wertvolle Lebensräume für Vögel und Reptilien geschaffen, die auf einen vielfältigen Obstgarten angewiesen sind. So hat sich der Neuntöter-Bestand, einer wichtigen Zielart des Projekts, seit 2008 mehr als verdreifacht. Zentral für diesen Erfolg ist die Kombination verschiedener Elemente wie Hecken, Hochstammbäume, offener Boden und grosszügigen Strukturen mit qualitativ hochstehenden Biodiversitätsförderflächen BFF.
Die Qualität der BFF geht oftmals über die Anforderungen der Qualitätsstufe II hinaus, denn diese reicht für gewisse seltene Arten nicht aus. Manche der am Farnsberg getesteten Massnahmen wurden von anderen Kantonen in ihre regionalen Biodiversitätsförderprogramme aufgenommen.
Biodiversität stark gefährdet
«Die erste Beratung von BirdLife aus Sicht des Vogels hat mich fasziniert», erklärt Christian Weber, einer von sechs Landwirten, die von Beginn an im Obstgarten Farnsberg dabei sind. «Der Ansatz des Projekts mit der gesamtbetrieblichen Beratung und die Freiwilligkeit zur Umsetzung der Massnahmen sind Schlüssel zum Erfolg.»
Auslöser für das Projekt war 2004 der Rotkopfwürger, der damals noch am Farnsberg brütete. Das Projekt kam für diese seltene Vogelart leider zu spät, die letzte Brut am Farnsberg – und in der Schweiz – wurde 2009 festgestellt. Seither ist der Rotkopfwürger in der Schweiz faktisch ausgestorben. Eine Rückkehr in absehbarer Zukunft ist sehr unwahrscheinlich.
Damit steht der Rotkopfwürger sinnbildlich für die starke Bedrohung der Biodiversität in der Schweiz. Die grossen Anstrengungen der letzten zwei Jahrzehnte am Farnsberg haben sich aber trotzdem gelohnt, wie z. B. die Verdreifachung der Neuntöter-Population zeigt.
«Gemeinsam mit den Landwirten und weiteren Partnern hat BirdLife einen Weg gefunden, um Produktion und Biodiversitätsförderung erfolgreich zu kombinieren», sagt Raffael Ayé, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz. «Auf nationaler Ebene ist die Biodiversität jedoch dramatisch gefährdet. Es braucht nun entschiedenes Handeln von Bund und Kantonen, um die am Farnsberg entwickelten, wirksamen Massnahmen und die positiven Erfahrungen auch anderswo in der Schweiz zu wiederholen.»