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Leserbrief
Stadt St.Gallen
03.12.2023
03.12.2023 23:02 Uhr

«Keine Ideen zur Zukunft»

Was soll mit dem Anschluss Güterbahnhof geschehen?
Was soll mit dem Anschluss Güterbahnhof geschehen? Bild: z.V.g
Marcel Baur reicht eine Gegendarstellung zum Artikel «Gegner des Tunnels wünschen sich den Kollaps» von Hannes Kundert/Unser Lebensraum vom 2. Dezember ein. Er findet, es brauche den Anschluss Güterbahnhof und den Liebeggtunnel nicht.

Hannes Kundert schreibt: «Ideen, wie diese Zukunft gestaltet werden soll, wurden nicht präsentiert.» Das ist auch nicht notwendig. Denn die Alternative ist einfach: Es braucht den Anschluss Güterbahnhof und den Liebeggtunnel schlicht nicht.

Es gibt flankierende Massnahmen, die in den offiziellen Präsentationen nirgends auftauchen

Da ist zum einen das Potenzial, das die Durchmesserlinie der Appenzellerbahnen bietet, das noch lange nicht ausgenützt ist. Die Hubstrategie, die vom Bund mit der Erklärung von Emmenbrücke forciert wird. Die smarte Mobilität, die alternativen Pläne mit dem Zubringer Appenzellerland und der Entlastung Herisau. Aber auch eine Pförtneranlage in der Liebegg und Roadpricing können ein Thema sein.

Das sind alles zeitgemässe und zukunftsgerichtete Alternativen, die man dem Tunnel und dem Kreisel gegenüberstellen kann. Dadurch können Kanton und Stadt weit über 200 Millionen Franken einsparen. Flankierende Massnahmen wir Gebäudeabbrüche, Verbreiterung der St.Leonhardbrücke, Ausbau der Oberstrasse usw. sind nicht notwendig.

Die Befürworter sind hier wenig kritisch und schieben den Ball der Gegnerschaft zu. Alles, was als Gegenargument kommt, wird als ideologisch abgestempelt. Schade für eine Gruppe, die sich konstruktive Diskussionen auf die Fahne geschrieben hat.

Am Forum wurde auch am Beispiel von Köniz aufgezeigt, wie die Teufenerstrasse massiv aufgewertet werden könnte, ohne dass sie an Leistungsfähigkeit einbüssen würde, und zwar heute schon, ganz ohne Liebeggtunnel. Köniz hat dafür 2012 immerhin den Wackerpreis erhalten und lebt seit rund 20 Jahren sehr gut damit. 

Die Aufwertung des Areals Güterbahnhof 

Dass das Areal Güterbahnhof ohne Anschluss massiv einfacher, grosszügiger und flexibler aufgewertet werden kann, versteht sich eigentlich von selber. Denn oberhalb der drei Tunnel und dem Kreisel werden keine Bauten erstellt werden können. Es können noch nicht einmal Bäume gepflanzt werden.

Dies, weil die Verkehrsdrehscheibe im Tagbau erstellt wird. Beispiele, dass das ASTRA keine Bauten über Tagbauten zulässt, sieht man beim Park des Naturmuseums und dem essbaren Park über dem Stephanshorntunnel. Beim Kreisel ist das nicht anders, wie die Testplanung gezeigt hat. 

Und auch die Verkehrszahlen vor und nach einem Bau können nicht überzeugen. Selbst der Kanton gibt zu, dass der Umfang und die Qualität der Zahlen nicht ausreichen, um ein verlässliches Modell erstellen zu können. Und der Bund hat gerade erst im Rahmen der Mobilität der Zukunft eine Reduktion des motorisierten Personenverkehrs von 73 % auf 68 % vorhergesagt. 

Die Abstimmung von 2016 

Herr Kundert ist der Meinung, 2016 wurde das Projekt an der Urne gutgeheissen. Er sass damals übrigens noch im Stadtparlament und müsste es eigentlich besser wissen. Denn die Bevölkerung hat es abgelehnt, die Gemeindeordnung so anzupassen, dass der Anschluss nicht gebaut werden kann. Das ist definitiv nicht das Gleiche wie ein «Ja zum Anschluss».

Zu schnell vergisst man auch, dass die Millennials-Generation damals noch nicht abstimmungsberechtigt war und das Stadtparlament 2023 dem Projekt bereits zweimal eine Absage erteilt hat. 

Marcel Baur, St.Gallen
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