Für erhebliche Irritation hat bei mir der Artikel über die aktuelle Produktion «Das Pflichtmandat» des englischen Autors John Mortimer im Theater Trouvaille (ehem. Parfin de siècle) am Mühlensteg 3 in St.Gallen geführt. Also habe ich mir die Vorstellung – übrigens mit grossem Vergnügen – vergangenen Sonntag angeschaut.
Die Behauptung von Julia Nehmiz, Matthias Flückiger würde mit dieser Produktion das Theater «mit Karacho in den Rückschritt» führen, ist schlichtweg unverständlich. Nicht nachvollziehbar die Aussage, das Stück sei «vergoren» und könne wegen «Femizid»-Verdachtes heute so nicht mehr gespielt werden.
Das ist eine Pauschalverurteilung, die im Publikum niemand nachvollziehen kann. Eine Arbeit von zwei Theaterprofis auf eine so destruktive Art und Weise in den Boden zu stampfen, zeugt von Respektlosigkeit den Ausführenden und ihrer eindrücklichen Leistung gegenüber.
Das Schauspieltheater hat eine schwierige Zeit, das sollte gerade der Autorin, selbst ausgebildete Schauspielerin, bestens bekannt sein. Solche Rezensionen schaden nicht nur dem Schauspiel, sie schaden auch dieser Zeitung. Wenn es der Autorin nicht gelingt, ein historisches Stück in der heutigen Zeit richtig einzuordnen, sollte sie vielleicht wieder mal den Gang auf die Bühne wagen.
Mich hat sowohl das Stück, als auch die Leistung der beiden Darsteller vollends überzeugt – ich kann den Besuch der Vorstellung vorbehaltlos empfehlen.