Im St.Galler Stadthaus finden in dieser Woche die Dreharbeiten zum neusten Werk der Condor Films «Friedas Fall» statt. Das historische Bürozimmer der Bürgerratspräsidentin dient als Schlafzimmer eines in der Jahrhundertwende spielenden Films.
Worum es im Film geht:
Porträtiert wird die 25-jährige Näherin Frieda Keller, die als Opfer einer Vergewaltigung im Jahr 1904 ihren fünfjährigen Sohn Ernstli, das Kind des Peinigers, umbringt. Sie verscharrt dessen Körper im sankt-gallischen Hagenbuchwald. Allerdings wird die Leiche kurz darauf gefunden und die verzweifelte Mutter, die sowohl Opfer als auch Täterin ist, gesteht das Verbrechen.
Nicht nur die Behörden und ihre eigene Familie richtet sich gegen sie, sondern auch das frauenfeindliche Gesetz von damals. «Eine Weibsperson», so der Wortlaut im Urteil, müsse «die Folgen ihrer Unsittlichkeit selbst tragen.» Trotz heftigen Protesten vonseiten der Bevölkerung wird Frieda Keller bei einem öffentlichen Prozess im St.Galler Grossratssaal vor Hunderten Schaulustigen zuerst zum Tode verurteilt und in Folge mit lebenslanger Zuchthausstrafe in Einzelhaft ‘begnadigt’.
Die bigotte Begnadigung war eine Schande, und auch Carl Zimmerli, der verheiratete Vergewaltiger, wird nie zur Rechenschaft gezogen. Das damalige Gesetz schützte Verheiratete, die sich an Frauen vergriffen. «Friedas Fall (aka Die Verlorene)» ist die Verfilmung eines aufwühlenden Schicksals und einer Cause Célèbre über Fragen zu Scham, Elend, Ethik, Moral und Emanzipation.