In der Mitte erstreckt sich der Liftschacht aus Zeiten des Fast-Food-Imbiss bis nach ganz oben
Noch stehen beladene Holzböcke, Leitern und handliche Fräsen da herum, wo bis Ende März 2024 das fertige Projekt in Tat umgewandelt sein soll:
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Gastronomiebetrieb auf dem Strassenlevel: Das kulinarische Angebot bietet ein Schaufenster für die Ostschweizer Gastronomie. Jeder Mittagstisch wird von einem Händler betrieben. Damit entsteht für eine Pizzeria aus Arbon die Möglichkeit, sich bei potenzieller St.Galler Kundschaft zu präsentieren. Oder lokale Restaurants bekochen ihr Klientel und beleben die Engelsgasse.
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Events neben der Gastronomie: Ein grosser Raum an der Engelsgasse eröffnet Möglichkeiten für Veranstaltungs- und Eventbetrieb. Wer, wo und wie ist offen.
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Coworking in den Etagen eins und zwei: Fünfzehn Büros belegen die ersten Stockwerke und bilden das Coworking-Space. Voll möblierte Arbeitsplätze, die flexibel in Beschlag genommen werden können. Ein Platz lässt sich für einen Tag pro Woche für monatliche 350 Franken mieten.
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Coliving auf dem dritten und vierten Stock: WG+ am Marktplatz bietet Zimmer oder Studios, zwei Einheiten teilen sich jeweils ein Badezimmer. Voll ausgestatte Räumlichkeiten, eine BBQ Terrasse und Community Zonen stehen für das Plus der Coliving-Wohngemeinschaft.
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Wohnung im obersten Teil: Eine 2.5-Zimmer-Wohnung auf dem fünften Stock sowie ein 2.5-Zimmer-Loft in der Attika, mit Nutzung einiger Community Zonen und der Terrasse.
Die verschiedensten Charaktere treffen im Collektiv aufeinander. Insbesondere fürs Coliving «muss man der Typ dafür sein», sagen Parente und Brotzer. Das Collektiv versteht sich als eine Zwischenlösung von Wohnung und Hotel. «Man kommt mit der Bananenschachtel und lebt hier sechs Monate.»
Selbstverständlich gibt man da einen Teil seiner Privatsphäre auf. «Wir sprechen Leute ab etwa 25 Jahren an, die diverse Hintergründe haben.» Der Gedanke an eine Studentenwohnung ist also fehl am Platz. Immerhin hat das Angebot auch seinen Preis.
Die Agentur denke an eine Medizinerin, die sechs Monate im KSSG arbeitet. Oder aber an einen 35-Jährigen, der sich gerade getrennt hat und eine Übergangslösung sucht, um sein Leben neu zu regeln. Und dennoch: «Es gibt weniger eine Zielgruppe, sondern mehr ein Lebensgefühl. Wir schauen, dass die Coliver ‘matchen’.»
Genau wie bei den Studio-Membern und Coworking-Mieter müssen Parente und Brotzer sich in dem hybriden Prozess erst noch finden
«Wir entscheiden situativ und schauen, wo die Reise hingeht.»
Heute füllt gähnende Leere die Etagen. Lediglich die Visualisierungen untermalt von mündlichen Darstellungen der Verantwortlichen geben eine Vorstellung davon, was das Coworking und –living werden soll. Das Projekt erregt stark den Anschein eines exklusiven Angebots.