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19.07.2023

Der Kopf hinter Brühls zweiter Mannschaft

Pascal Möller ist dem SCB treu geblieben und hat seine Spuren hinterlassen.
Pascal Möller ist dem SCB treu geblieben und hat seine Spuren hinterlassen. Bild: SCB
Pascal Möller ist ein Brühler Urgestein: Mit Fünf kam er in den Verein, einige Jahre nach seiner aktiven Karriere kam er zurück und stellte eine neue Mannschaft auf die Beine. Jetzt ist diese in der 2. Liga angekommen und Möller blickt auf diese Reise zurück.

Pascal Möller stiess als Fünfjähriger zum SC Brühl – in die Fussballschule, wie sie damals noch hiess. Er durchlief dabei alle Juniorenkategorien, um danach eine Fussballpause einzulegen. Verschoben ist jedoch nicht aufgehoben und so stand er im Jahr 2011 wieder im Paul-Grüninger-Stadion, mit der Idee, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen. Zu jenem Zeitpunkt bestanden die Aktiven im Verein aus bloss einer Mannschaft, wodurch die Vereinsleitung sich dem Vorschlag gegenüber offen verhielt.

Die sportliche Entwicklung des damals neuen Teams sieht wie folgt aus:

  • 2011: Start in der 5. Liga
  • 2014: Aufstieg in die 4. Liga
  • 2018: Aufstieg in die 3. Liga
  • 2023: Aufstieg in die 2. Liga

Pascal Möller, wie kamst Du auf die Idee, eine Mannschaft aufzustellen, die den Spielbetrieb aufnehmen sollte?

Ich hatte den Fussball nicht ganz aufgegeben und spielte in meiner Freizeit weiter mit Kollegen – allesamt ehemaligen Brühler Junioren. Wir trafen uns regelmässig an einer Tankstelle im Osten der Stadt, wenn wir nicht gerade Fussball spielten. Wir nahmen an Grümpelturnieren teil, vermissten aber den regelmässigen und wettkampfbedingten Spielbetrieb.

Da der SCB zu jenem Zeitpunkt keine zweite Mannschaft hatte, kam ich auf die Idee, da anzuklopfen. Unsere Idee kam bei den Verantwortlichen rasch gut an. Dabei möchte ich mich beim damaligen Präsidenten René Hungerbühler sowie bei Mauro Pedone und Kurt Scheiwiller bedanken.

Hast Du damals auch sportliche Ziele definiert?

Wir setzten uns vorerst sportlich keine Ziele, wollten schlicht regelmässig Fussball spielen und miteinander Spass haben. Zudem wurde uns dadurch die Gelegenheit gegeben, über Strukturen zu verfügen und nicht ständig nach einer Wiese suchen zu müssen, wo wir unsere fussballerischen Künste zur Schau stellen konnten.

Was waren die grössten Hindernisse zu Beginn?

Grosse Hindernisse mussten wir keine beklagen, sieht man davon ab, dass die Anlaufschwierigkeiten sportlich grösser waren als erwartet. Damit meine ich in erster Linie den ungenügenden Trainingsbesuch und die Möglichkeit, Nachschub für die unvermeidbaren Spielerabgänge zu finden.

Ende Saison standen wir auf dem letzten Tabellenplatz und konnten uns wenigstens dadurch profilieren, dass wir das Fünftligateam mit dem schlechtesten Punktescore in der Ostschweiz waren. Nun wussten wir aber, dass es von da an nur noch aufwärtsgehen würde.

Nach dem Zuzug von Pascal Frommenwiler als Trainer kam im Jahr 2014 der Aufstieg in die 4. Liga. Was hatte sich verändert?

Es hat sich viel verändert, allen voran fanden Ordnung und Disziplin Einzug und es wurde richtiggehend aufgeräumt. Zudem konnten wir langsam aber sicher gut ausgebildete Spieler vom Nachwuchs rekrutieren. Spontan fallen mir Namen ein wie Eric Hug, Oliver Schneider, Valentin Kölbener, David Kürsteiner und Nicki Grob ein, allesamt talentierte Fussballer mit der richtigen Einstellung.

Ich kann mich daran erinnern, dass die genannten Spieler eine einzige Bedingung nannten: Es sollte dreimal wöchentlich trainiert werden. Von da an wurde tatsächlich dreimal pro Woche trainiert, was in der 4. Liga wahrlich keine Selbstverständlichkeit ist.

Bild: SC Brühl

Hast Du danach an eine weitere sportliche Entwicklung geglaubt?

Im ersten Viertliga Jahr konnten wir mit Mühe dem Abstieg entgehen, mir wurde jedoch klar, dass Potenzial vorhanden war, um nach Höherem zu streben. Vor allem die gute Zusammenarbeit mit dem Nachwuchs stimmte mich optimistisch. Als ich dann erstmals von Zweitliga sprach, erntete ich aber wenig Verständnis.

Was war Deines Erachtens für die eindrückliche sportliche Entwicklung entscheidend?

Durch die regelmässige Rekrutierung aus dem Nachwuchs konnten wir die Mannschaft ständig verstärken, bis wir mit Roberto Sbocchi den ersehnten Aufstieg in die 3. Liga schafften. Das verbesserte unsere Stellung im Verein und machte uns attraktiver für talentiertere Nachwuchsspieler. Mit der Rekrutierung von Marco De Grassi als Haupttrainer und Eric Hug sowie Petar Pavlovic als Assistenten konnte schliesslich die endgültige Basis für professionellere Strukturen gelegt werden.

Du hast einen grossen Einsatz geleistet: Hast Du keinen Moment am Projekt gezweifelt?

Der Abstiegskampf in der 4. Liga und die verschiedenen knapp verpassten Aufstiege Richtung zweite Liga haben hier und da Zweifel aufkommen lassen, ob wir strategisch alles richtig machten. Als wir in der Saison 2022-23 mit ganzen 52 Punkten wiederum nur zweite wurden, musste ich den Kopf schütteln und mich endgültig fragen, ob wir Opfer einer Verschwörung waren. Zum Glück haben wir im Laufe der Saison einen Plan B gehabt, der den Aufstieg als bestes zweitplatziertes Team vorsah.

Wie siehst Du die Rolle der 2. Mannschaft im Verein?

Ich definiere s’Zwei als die erste Brühler Mannschaft. Sie lebt die Brühler Werte, ist Sympathieträger und erste Anlaufstelle für unsere Nachwuchsspieler. Zudem schafft der Aufstieg die Möglichkeit für die talentierteren Nachwuchsspieler, auf gutem Niveau Fussball zu spielen und stellt ein zusätzlicher Anreiz dar, im Verein zu bleiben.

Wohin geht die Reise der 2. Mannschaft?

Wir sind dort angelangt, wo wir hingehören.  Nun gilt es, sich da zu etablieren, was mit Sicherheit nicht einfach sein wird. Wir verfügen jedoch über ein gutes Umfeld, in dem professionell gearbeitet werden kann. Ein weiterer Aufstieg ist kein Thema.

In der Ostschweiz findet im regionalen Fussball das übliche Transferkarussell statt: Wie sieht die Lage im Zwei aus?

Im Gegensatz zum Vorjahr, als wir ganze neun Abgänge zu beklagen hatten, sieht die Situation stabil aus. Die grösste Umwälzung findet im Trainerteam statt, indem Marco De Grassi einen Schritt zurück machen und als Assistent vom neuen Cheftrainer Mentor Krasniqi tätig sein wird. Zwei Weitere werden uns verlassen, während ein neuer Assistent dazustösst. An der Spielerfront können wir mit Freude vermelden, dass wir keine bedeutenden Abgänge haben und uns über den Zugang von vier talentierten Spielern aus dem Nachwuchs freuen können.

pd/SCB/Mauro Palazzesi
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