Sänger Nico nimmt den Zuhörer auch mit auf eine lyrische Achterbahnfahrt. Der Kern liegt in einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst, umgeben von einer Welt voller Hindernissen und traurigen Erfahrungen. «Also grundsätzlich ist die Welt im Eimer», wirft Nicola grinsend dazwischen. Dazu führt Nico aus: «Gleichzeitig appellieren wir – wie es der Name ‘Dawn’ verrät – stark an die Hoffnung.»
Evolution des Stils in diverse Richtungen
Ihr selbst kreiertes Genre Melodic Dramacore ist der Kern der EP. Mit steigender Anzahl Liedern definiert sich die nicht kategorisierbare Stilrichtung langsam im Detail. Grundsätzlich basiere sie auf den verschiedensten Einflüssen anderer Musikrichtungen. Da kann sich eine klassische Klavierführung mit Black Metal vermischen, worin der Zauber liege: Was für viele nicht nach der perfekten Paarung klingt, funktioniert.
Grundpfeiler wie Dramatik, hohe Intensität und viel Emotionales ziehen sich wie ein roter Faden durch die Stücke. «Kontraste wie der von schweren Sounds zu intensiven, aber klanglich nicht so vollen Piano-Gesang-Parts erwecken den Stil zum Leben», sagt der Sänger der Band.
Beim Songschreiben kamen ganz verschiedene Facetten des Melodic Dramacore zum Vorschein. «Wir alle mögen das Genre und erschufen die Lieder aus dem Gefühl heraus.» Zu ersten Ideen kamen Inspirationen aus anderen Richtungen und so kombinierten sie immer wieder Neues um den emotionalen Dramakern herum.
Über ein Remake zum Hit
Für das Erschaffen von «Act I: Dawn» legten die vier St.Galler ihre zweite Studiosession ein. Die Erfahrungen vom ersten Mal – wo die Lieder «Frozen in Time», «Tear Me Apart» und «Forsaken» produziert wurden - kamen der Band zugute. «Es ist immer noch ein Hin und Her, aber wir wissen konkreter, was wir wollen», sagt Nicola. «Die Findungsphase ist vorbei, jetzt haben wir eine klare Vorstellung des Endprodukts.»
Der Studiobesuch sei eine kostspielige Sache. Mitunter darum geht es erst mit ausgereiften Versionen dort hin. Auch schaffen es längst nicht alle Lieder auf die Streamingplattformen. Einige dienen mehr der Livestimmung im Konzert und passen wenig auf das sorgfältig gestaltete Profil der Band. Andere Songs waren einmal Ersteres und werden nach einem filigranen Umstyling zum Titeltrack der Debüt-EP.
So sieht die Geschichte von «Dawn» aus: «Das Stück existiert seit unserem allerersten bandXost-Auftritt im Jahr 2021», erzählt Alessandro. «Es ist auch der erste Song, den wir komplett gemeinsam geschrieben haben. Jetzt haben wir ihn umgeschrieben, angepasst und er ist als EP-Titelgeber ein wichtiges Werk.»
Kein Stillstand
Das bandXost-Gewinnerjahr von UNLSH hält noch eine Weile an und pusht die Band enorm. «Wir profitieren von Workshops über Booking und Streaming, Coaching sowie einer Ansprechsperson mit zahlreichen Kontakten, die uns wiederum helfen», bilanziert Nico. Oder es gibt eine professionelle Rückmeldung von Pegasus-Mitglied Gabriel Spahni, der mit UNLSH deren Bühnenperformance analysierte. «Diese Tipps sind fantastisch – wir haben jetzt sogar ein Namens-Banner», lacht Nicola.
Neu zählt die Band auch auf die Unterstützung von Stagepalace, das sich um Booking und Tourmanagement kümmert. Das entlaste und mindere den organisatorischen Gesprächsstoff innerhalb der Gruppe. Zweimal probt UNLSH jede Woche, arbeitet vor Auftritten auch mit einem Tontechniker. Nebst Maurus’ und Nicolas jeweiliger Freundin, die als Bühnenhelferinnen fungieren, organisieren sich die vier Studenten in allen Belangen weitgehend selber.
«Das ist positiver Stress»
Im Hinblick auf die kommende Sommertour sind die vier Musiker also bestens vorbereitet. Was als «Sommertour» angepriesen wird, ist mehr ein Auftrittsmarathon: Alleine im August sind es acht Shows und jüngst spielte UNLSH gar zweimal an einem Abend. Um 21 Uhr standen sie am «Musig uf de Gass» im Flon auf der Bühne, um 24 Uhr am Openair Hallau in Schaffhausen. «Nach einem Interview bis drei Uhr in der Früh war ich um sechs im Bett», erinnert sich Nicola. Der 20-Jährige spricht von «positivem Stress»: «Es ist viel und anstrengend, aber es ist ein Privileg. Darum: Gerne noch mehr davon.»