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Stadt St.Gallen
02.05.2023
02.05.2023 13:25 Uhr

St.Galler Keyboarder begeistert in TV-Show

Dimitri Kindle ist Keyboarder, Komponist und Produzent
Dimitri Kindle ist Keyboarder, Komponist und Produzent Bild: Simea Rüegg
Der St.Galler Dimitri Kindle entzückt das Publikum in der TV-Sendung «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert» am Keyboard. Im Interview spricht Kindle, der auch noch Lehrer an der Kanti ist, über die Arbeit im Fernsehen und auf den grossen Bühnen Europas.

Der St.Galler Dimitri Kindle (1988) macht seit seiner Kindheit Musik und absolvierte den Master im Studiengang Pop/Rock an der Zürcher Hochschule der Künste. Da war seine Karriere bereits im vollen Gange: Mit der Band «Pegasus» tourte er in Europa und war bei diversen Projekten von Schweizer Künstlern engagiert.

Als Keyboarder, Komponist und Produzent mischte Dimitri im Theater St.Gallen, dem Zirkus Knie, im Musical Dome in Köln, im Fernsehen, bei «Art on Ice» und in Stadions (u.a. mit Bligg Marc Sway oder am NRJ-Air-Konzert) mit. Ganz nebenbei gibt er an der St.Galler Kantonsschule Musikunterricht.

Im März und April dieses Jahres war Dimitri als Keyboarder in der Sendung «Sing meinen Song - Das Schweizer Tauschkonzert» zu sehen. stgallen24 hat ihn zum Interview getroffen.

Dimitri, wie bist Du zur Musik gekommen?

Musik war immer ein sehr grosser Teil in meinem Leben und hat mich schon als kleiner Junge interessiert. Als ich in der zweiten Klasse war, gab es einen Tag der offenen Tür in der Musikschule. Meine Eltern hatten da geplant, dass meine Schwester Klavier spielt – als sie beinahe unter Tränen zu mir sagte, sie wolle nicht, setzte ich mich halt ans Klavier. Später merkte ich, dass ich nicht so schlecht war und blieb dabei.

Am Ende der Kanti war ich mir nicht sicher, ob ich vielleicht ein Zwischenjahr absolvieren will. Die Aufnahmeprüfung für den Studiengang Pop/Rock an der ZHdK habe ich dennoch gemacht – das war an meinem Maturamorgen. Ich musste am Abend zuvor recht früh nach Hause (lacht). Die Aufnahmeprüfung sah ich als eine Art Standortbestimmung an. Und dann habe ich es auf Anhieb geschafft.

«In diesem Studiengang wird nur eine Person pro Instrument in jedem Jahr aufgenommen, um das kleine Jobangebot auf dem Markt nicht zu überfluten.»

Und dann hast Du dich direkt für das Studium entschieden…

Ja, meine Fragen haben sich in der Situation relativ schnell erübrigt. Denn in diesem Studiengang wird nur eine Person pro Instrument in jedem Jahr aufgenommen, um das kleine Jobangebot auf dem Markt nicht zu überfluten.

Wir Studenten absolvierten fünf Jahre: Drei Jahre im Bachelor und zwei im Master zusammen als eine Band. Von dort aus hat sich dann bereits vieles für meine zukünftige Karriere entwickelt: Da der Bassist der Band «Pegasus» mit mir studierte, war ich lange mit «Pegasus» als Keyboarder unterwegs.

Hat Dir dieses Engagement die Türen zu weiteren Projekten geöffnet?

Das funktioniert tatsächlich so: Man kommt in eine Musikerfamilie, macht dort seinen Job, lernt Leute kennen, kommt in die nächste Familie und so weiter. Wenn man einmal drin ist, geht es von einem Projekt zum nächsten. So lief es während meines gesamten Studiums. Ich begann selbst zu unterrichten, spielte viel und schnupperte beispielsweise mit dem Sänger «Ritschi» Luft auf den grossen Schweizer Bühnen.

Du hast noch eine Festanstellung als Lehrer. Wie bringst Du beides unter einen Hut?

Seit über acht Jahren unterrichte ich an der Kantonsschule St.Gallen als Klavierlehrer und arbeite nebenbei jeweils an diversen Projekten. Meine «Selbstständigkeit» muss ich immer wieder ein wenig neu definieren, je nachdem, wie viel gerade läuft.

Momentan unterrichte ich in einem 70-Prozent-Pensum und nebenbei bin ich zwischen Null und nochmals 70 Prozent beschäftigt. Beides zusammen kann zeitweise sehr viel werden und ist eine echte Herausforderung. 

Ist man als freischaffender Musiker auf eine Festanstellung angewiesen?

Da scheiden sich die Geister extrem. Die einen Musiker haben Mühe mit statischen Verpflichtungen und brauchen ihren Freiraum. Gleichzeitig gibt es diejenigen, die eher sicherheitsaffin sind und dann gibt es vieles dazwischen. Ich persönlich bin froh, wenn ich weiss, dass die Rechnungen bezahlt sind.

Aber: Gerade, wenn man praktizierend ist und sich als Musiker weiterentwickeln will, braucht es einen gewissen Freiraum. Bei mir hat sich das hin und her entwickelt. Ich konnte herausfinden, was für mich stimmt.

Jetzt bist Du bei der TV-Sendung «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert». Wie bist Du dazugekommen?

Schlussendlich lief das ebenfalls über Beziehungen. Mich hat der musikalische Leiter von «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert», Massimo Buonnano, vor einer Weile angerufen, als er jemanden für die Sendung brauchte.

Zum ersten Mal wirkte Dimitri Kindle bei «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert» als Keyboarder mit. Bild: CH Media

Und dann wurde im letzten Jahr der Job am Keyboard frei. Da musste ich nicht lange überlegen. Es ist wirklich eine unglaublich schöne Sendung und die Musik wird auf eine sehr authentische Art und Weise dargestellt.

«Nirgendwo sonst wird die Musik so ins Zentrum gestellt, gewürdigt und geehrt.»
Dimitri Kindle

Wie läuft die Vorbereitung für die Sendung ab und welche Rolle hast Du dabei?

Bei der Vorproduktion entstehen die Demoversionen. Dann proben wir diese Demoversionen mit der Band und anschliessend gemeinsam mit den Künstlern. Jeder Sänger kommt vorbei und wir versuchen gemeinsam mit der Band das Stück zum Klingen zu bringen. Wir üben die Versionen eingehend als Kollektiv wie auch alleine.

Schliesslich gehen wir alle auf die Insel Gran Canaria, um die Sendung aufzunehmen. Dort geht es dann relativ schnell, bis wir einfach abliefern müssen. Es muss alles bereits fix und klar sein.

Was ist die grösste Herausforderung bei «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert»?

Ich glaube, der Umfang ist die grösste Challenge. Wir Musiker bereiten fünfzig verschiedene Songs innerhalb der kurzen Zeit auf der Insel vor. Zwischendurch gibt es zwanzig Minuten «Sofa-Talk» und dann müssen wir einfach abliefern. Also im Fernsehen wird es so gezeigt, wie es live auch ist.

  • Auf Gran Canaria performt er mit der Band alle 50 Songs von der Sendung. Bild: CH Media
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  • Während der Zusammenarbeit bei der Sendung sind viele Freundschaften entstanden. Bild: CH Media
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Da ist die Zuverlässigkeit eine grosse Herausforderung. Dass man den Sound so bereit hat, wie er geprobt wurde, dass man gut eingearbeitet ist und abliefern kann.

Ich wusste noch nicht, was auf mich zukommt. Es war mein erstes Mal bei «Sing meinen Song – das Schweizer Tauschkonzert» und das brachte viele ungewisse Faktoren. Beispielsweise war die Vorbereitung intensiv. Aber es gibt mir extrem viel zurück. Wir haben am Schluss unser Substrat, unser Produkt, das kann man hören und findet es sehr toll. Wenn es dann im Fernsehen kommt, ist es sowieso noch cooler.

Und was hat dir am besten gefallen?

Was mir unglaublich gefallen hat, war der Teamgeist. Der war der Wahnsinn. Alle haben zusammen dort an einem Strick gezogen und waren als Team füreinander da. Und das, obwohl jeder nervös war.

Wenn etwas so streng ist, schweisst das zusammen. Dadurch sind auch Freundschaften entstanden. Wir haben einen unglaublich guten «Vibe» kreiert.

Du hast Erfahrungen mit Live-Shows im Fernsehen wie auch im Stadion. Wie unterscheiden sich diese zwei Erlebnisse für Dich?

Interessant ist, dass Massimo und ich tatsächlich am Tag nach der Aufzeichnung von «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert» in der Stockhorn Arena in Thun beim «Energy Air» live gespielt haben. Wir flogen von Gran Canaria nach Hause, sammelten unser Equipment ein und fuhren morgens um sechs Uhr mit dem Auto nach Thun.

Da merkte man schon, dass Shows im Stadion anders sind. Bei «Sing meinen Song» machten wir für sieben Leute Musik. Die sitzen dort, ich sehe ihre Gesichter und spüre, was bei den einzelnen Personen ankommt, was zurückkommt und wie sie reagieren. Das ist eine intime Situation und sehr emotionale Geschichte.

Und am nächsten Tag in Thun sass ich plötzlich fünf Meter entfernt vom nächsten Musiker. Wir hatten im Stadion einen riesigen Abstand zum Publikum. Diesen Auftritt muss man sich so vorstellen: Wir sassen als Band auf der Bühne, dann gab es einen Countdown, eine Wand ging runter und dann sahen wir 40'000 Nasen vor uns sitzen. Es kam eine Riesenergie auf uns zu, eine Gesamtheit an Freude für Musik. Aber die Vorbereitungen sind mehr oder weniger identisch.

«Ich gebe mich in Projekte ein, um etwas Positives und Schönes zu kreieren.»

Was kommt als nächstes in deiner steilen Karriere?

Ganz ehrlich: Ich glaube, in der Schweiz wird es nicht mehr viel grösser – und ich bin unglaublich glücklich, mit dem, was ich machen kann. Ich gebe mich in Projekte ein, um etwas Positives und Schönes zu kreieren, was für mich und das Publikum stimmt. Es kommt für mich gar nicht mehr darauf an, wie gross oder renommiert die Projekte sind.

Das Unterrichten mit den 14- bis 18-Jährigen gefällt mir ebenso. Denn wenn da ein Funken rüberspringt, kann man Berge versetzen. Ich mache also bereits – das klingt jetzt ein wenig dämlich – das, was ich als Ziel hatte. Es ist schwierig, die eigene Karriere zu steuern. Darum denke ich, gar nicht zu viel zu wollen, ist immer die beste Devise. Einfach das Ego abschalten und einfach einmal machen. Den Rest kann man ohnehin nicht gross beeinflussen.

Simea Rüegg/stgallen24
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