Es war die Schlagzeile der Woche: Deutsche Klimaaktivisten der «Letzten Generation» hätten sich vor Gericht verantworten müssen, weil sie sich im September in Stuttgart an eine Strasse klebten und den Verkehr blockierten. Doch den Gerichtstermin schwänzte das Paar und sei stattdessen mit dem Flugzeug nach Thailand und Bali geflogen, so das deutsche Boulevardblatt «Bild».
«Dreistigkeit» und «Doppelmoral»: Der mediale Aufschrei war riesig, woraufhin sich die «Letzte Generation» verteidigte und sagte, dass die beiden als «Privatpersonen» und nicht als Klimaschützer die Reise angetreten haben. Das müsse man auseinanderhalten.
Irrelevant für Klimaziele
Was hält das Klimakollektiv St.Gallen von der Aktion? «Wir finden diese 'Kontroverse' irrelevant in Anbetracht einer kürzlich erschienenen Studie in Nature Climate Change. Diese besagt, dass selbst dann Kipp-Ereignisse im Klimasystem wahrscheinlich sind, wenn der Temperatur-Zielbereich des Pariser Klimaabkommens eingehalten wird», heisst es gegenüber stgallen24.
In der erwähnten Studie heisst es, dass Politiken und Massnahmen es sehr wahrscheinlich schwer machen, dass die Pariser Klimaziele von 1,5–<2,0 °C über dem vorindustriellen Niveau zumindest vorübergehend überschritten werden.
Wenn dieser Bereich der globalen Erwärmung überschritten werde, bestehe für potenzielle Kippelemente wie das grönländische Eisschild und den Amazonas-Regenwald möglicherweise ein erhöhtes Risiko, kritische Schwellenwerte zu überschreiten.
Kein Kommentar zu eigenen Ferien
Dies werfe die Frage auf, wie sehr dieses Risiko durch zunehmende Grösse und Dauer des Überschwingens verstärkt wird. Untersucht wurde die Kippgefahr unter einer Reihe von Temperaturüberschreitungsszenarien unter Verwendung eines stilisierten Netzwerkmodells von vier interagierenden Klimakippelementen. Die Modellanalyse zeigt, dass vorübergehende Überschreitungen das Kipprisiko im Vergleich zu Szenarien ohne Überschreitung um bis zu 72 Prozent erhöhen können – selbst wenn sich die langfristige Gleichgewichtstemperatur im Pariser Bereich stabilisiert.
Auf die Fragen, ob bei Klimaaktivisten eine Doppelmoral herrsche und wo sie selbst die Ferien verbringen bzw. wie sie dahin reisen, wollte man keine Antwort geben – denn das trage nicht zur Lösung des Problems bei.
Mitte Januar boykottierten Klimaschützer der Gruppe «Debt for Climate» die Zu- und Abfahrt zum Abfertigungsgebäude am Flughafen Altenrhein behindert. Aktivistin Louise aus Berlin schildert ihre Beweggründe im Interview.