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Stadt St.Gallen
15.02.2022
16.02.2022 09:10 Uhr

NFT: Wie mit Pixeln Millionen verdient werden

Bild: rokastenys
Der Hype um «Non-fungible Token» (NFT) ist derzeit gross. Im ersten Quartal 2021 wurde digitale Kunst im Wert von zirka 1,85 Milliarden Franken verkauft. Doch was steckt hinter der Kryptokunst? Was hat das mit Affen zu tun? Und was hält ein St.Galler Künstler davon?

Jeder Künstler träumt wohl davon, mit seinen Werken Geld zu verdienen und davon zu leben. Doch besonders digitalen Künstlern fällt das schwer, denn schliesslich kann man im Internet alles – auch wenn illegal – herunterladen und kopieren. Wieso sollten Menschen also Geld für Grafiken ausgeben, wenn man sie auch einfach screenshoten kann? Um diesem digitalen Kunstraub entgegenzuwirken, gibt es «Non-fungible Token» (NFT) – oder «nicht austauschbare Marke» auf Deutsch.

Diese NFTs können eine gute Möglichkeit sein, als digitaler Künstler Geld zu verdienen. Teilweise werden NFTs für Millionen von Dollar gehandelt. Auch der St.Galler Künstler Dominik Rüegg – auch bekannt als «Drü Egg» – spielt immer wieder mit dem Gedanken, seine Werke auf eine NFT-Plattform hochzuladen. Entschieden habe er sich aber noch nicht, wie er gegenüber stgallen24 erzählt. Doch was sind NFT überhaupt? Und was bedeuten sie für die Kunst der Zukunft?

Enormer Hype

Die ersten NFTs wurden bereits 2021 erstellt, seit 2017 kommt der Handel so richtig ins Rollen. Die «Tokens» sind Teil einer sogenannten Blockchain und quasi virtuelle Jetons, die gehandelt werden. Wenn man nun sein Kunstwerk auf einer NFT-Plattform wie «OpenSea» hochlädt, wird das Kunstwerk mit einem Token auf der Ethereum-Blockchain verschweisst. Das besondere an dieser Blockchain ist, dass die Tokens auch Daten speichern können, wobei die Gebühren mit der Dateigrösse steigen.

Erwirbt man nun dieses NFT, ist man nachweislich der Eigentümer dieses Kunstwerks. Die Transaktionen der NFTs sind öffentlich einsehbar und somit ist es fälschungssicher nachweisbar, wer der aktuelle Eigentümer eines NFTs ist. Aber es gibt ein Problem: In den meisten Fällen kauft man nicht die Bild-Datei, sondern lediglich den Hyperlink zu dieser Datei. 

Der St.Galler Künstler «Drü Egg» Bild: zVg

Anders erklärt: Man kauft eine Wegbeschreibung (Hyperlink) zum Vadian Denkmal (Kunstwerk). Würde die Datei entfernt werden – indem zum Beispiel die Hostingfirma des Servers, auf dem sich die Datei befindet, ihren Service einstellt – bleibt man auf dem Link sitzen. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass das Bild einfach ausgetauscht wird oder dass mehrere verschiedene Links auf die selbe Datei führen. Kurz gesagt: Mit dem Kauf eines NFT erhält man in den meisten Fällen keine Exklusiv- oder Lizenzrechte, sondern lediglich einen Beleg, dass man Eigentümer des Links zum Kunstwerk ist. Jedoch gibt es auch ein paar wenige Künstler, die mit dem Kauf eines NFT gewisse Boni – wie zum Beispiel eine hochaufgelöste Datei – mitgeben.

Moderner Kunstraub

So wie es Fake-Profile in den sozialen Medien existieren, so gibt es auch Fake-Profile auf den diversen NFT-Plattformen. Es gibt mehrere Fälle, in denen die Bilder von grossen digitalen Künstlern von fremden Personen an die Blockchain genagelt werden. Und sind sie einmal in der Blockchain, bleiben sie auch dort – zumindest der Token. Das Einzige, was entfernt werden kann, ist die Grafik auf dem Server, zu dem der Link führt. So kam es, dass einige Betrugs-Opfer jetzt auf einem leeren Link sitzen und mehrere Künstler ihre Bilder in den sozialen Medien löschten, damit diese nicht weiter geklaut werden.

Zumindest wurde der St.Galler Künstler «Drü Egg» noch nicht Opfer eines digitalen Kunstraubs – jedenfalls nicht, dass er es wüsste. «Copyright im gestalterischen Bereich ist so eine Sache für sich. Klar besteht die Gefahr, dass jemand meine Arbeiten in irgendeiner Art nutzt, jedoch ist dies für mich sehr schwer herauszufinden. Manchmal will man besser gar nicht wissen, wo die eigenen Designs sonst noch gebraucht werden.»

NFTs sind nicht nur Bilder. Auch Musik oder Animationen können gekauft werden. Bild: Screenshot opensea.io

Stars bezahlen absurde Summen für Comic-Affen

Wer sich dennoch entscheidet, so einen digitalen Token zu kaufen, sollte nicht erstaunt sein, dass man auf den gängigen Seiten seltene Kunstwerke für enorm hohe Summen findet. Die momentanen Top-Kollektionen auf «OpenSea» sind grösstenteils computergeneriert und umfassen teilweise 10'000 Bilder.

Am bekanntesten sind wahrscheinlich die Affen des «Bored Ape Yacht Club». Die Comic-Affen gelten als Sinnbild für aktuelle Blockchain-Kunst und so besitzen mittlerweile viele  Superstars so einen NFT. Eminem hat für 123,45 Ether, also rund 462.000 Dollar, ein gezeichnetes NFT des «gelangweilten Affen» mit der Nummer 9055 gekauft. Justin Bieber gibt sogar 1,3 Millionen Dollar für ein neues Profilbild aus. Das billigste Affen-Bild kostet 98 Ether (ETH), was umgerechnet etwa 280'000 Franken sind.

St.Galler Kantonswappen für knapp 30'000 Franken

Als wäre das nicht verrückt genug, gibt es beispielsweise auch NFTs in Form eines schwarzen Bildes mit weissem Text auf dem sogenannte «Abenteuer-Gegenstände» aufgelistet sind. «Bilder und andere Funktionen werden absichtlich weggelassen, damit andere diese interpretieren können», wie die Anbieter dieser NFTs schreiben. Verkauft werden diese für umgerechnet für etwa 8595 Franken. Ebenfalls findet man  auf «OpenSea» das St.Galler Kantonswappen für knapp 30'000 Franken. (Siehe Bildstrecke)

Ob die teuer verkauften computergenerierten Bilder noch Kunst sind, ist für den St.Galler Künstler eine schwierige Frage. «Was ist Kunst? Wer macht Kunst? Wann wird etwas Kunst? Meiner Meinung nach können auch generativ entstandene Bilder vom Betrachter zu Kunst gemacht werden oder wie im Fall der NFTs durch Spekulanten. Das künstlerische Können steht meiner Meinung nach leider oft nicht im Vordergrund bei NFTs.»

  • Die berüchtigten Affen werden teuer verkauft. Bild: Screenshot opensea.io
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  • Jemand lud sogar das Wappen des Kantons St.Gallen hoch und verlangt 25'724 Franken dafür. Bild: Screenshot opensea.io
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  • Das am teuersten verkaufte Exemplar: «CryptoPunk 3100». Für ganze 7,58 Millionen Dollar wurde das Pixel-Bild verkauft. Bild: Screenshot opensea.io
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  • Die «CryptoPunks» werden besonders teuer verkauft. Diese waren sogar bei der Art|Basel Miami vertreten. Bild: Screenshot opensea.io
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  • Auch solche von Hand gezeichneten Figuren werden für mehrere Tausend Dollar verkauft. Bild: Screenshot opensea.io
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  • Eine Liste mit imaginären Gegenständen kostet «nur» 9000 Dollar. Bild: Screenshot opensea.io
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Grund dafür, dass solche generierten «Kunstwerke» so teuer verkauft werden, ist, dass diese momentan gehyped werden. Viele kaufen diese NFTs in der Hoffnung, sie später für mehr Geld zu verkaufen. Beworben wird dies durch Promis und Influencer, die sogar NFT-Gewinnspiele veranstalten.

«Geld für professionellen Content ist sinnvoll»

Bedeutet die ganze NFT-Geschichte ein Wandel für die Kunstszene? Rüegg glaubt nicht: «Sicherlich befassen sich gerade viele mit diesem Thema. Ich denke aber nicht, dass man es als Wandel in der Kunstszene ansehen kann. Das Internet war mit Social Media eh schon ein grosser Teil der Kunstszene. Auch die Idee, für digitalen Content Geld zu verlangen, gab es schon mit Plattformen wie «Onlyfans» und so weiter. Dass für professionellen Content etwas bezahlt wird, macht in meinen Augen Sinn.»

Dennoch: Die Technologie hinter NFT ist vielversprechend. Künftig könnte sie zum Beispiel als Echtheitsnachweis für Musik oder Tickets genutzt werden. Doch wie genau die Entwicklung erfolgt, wird sich erst mit der Zeit zeigen.

Das east#digital Breakfast ist die Plattform für digitale Vordenker der Ostschweiz. Ein inspirierender Austausch auf Augenhöhe mit Zukunftsblick.

In vier Veranstaltungen im Jahr tauschen sich Ostschweizer Unternehmen im Tibits in St.Gallen über die digitale Zukunft aus. Wissenschaftliche Inputs werden durch Best-Practice-Beispiele mit der Realität konfrontiert.

2022 finden vier east#digital Breakfasts statt:

  • 24.02.2022 
    Krypto Kunst
  • 19.05.2022
    Big Data & Mobilität in St.Gallen
  • 25.08.2022
    Digital Job Matcher
  • 24.11.2022
    Digitale Ökosysteme

Am 24. Februar dreht sich alles um das Thema Krypto-Kunst. Pascal Egloff und Daniela Filippelli werden spannende Einblicke ins Thema bieten.

Die Veranstaltung ist zwar ausgebucht, es wird aber eine Warteliste geführt. Bei Interesse kann man eine E-Mail an info@east-digital-breakfast.ch senden und wird auf die Warteliste gesetzt.

Das east#digital Breakfast wird auch im Live-Stream angeboten

Eine Anmeldung für den Live-Stream ist nicht notwendig. Am 24. Februar wird der Stream auf east-digital-breakfast.ch/24-02-22-krypto-kunst abgespielt.

pez/stgallen24
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