Schulungen und flexiblere Arbeitszeiten
Aber auch dort, wo das Angebot grösser ist als auf dem Land, macht man sich Gedanken, wie man mit weniger Personal weitermachen kann. «Man muss jetzt flexibel sein, beispielsweise Speisekarten verkleinern, damit es auch mit weniger Personal geht», sagt Walter Tobler. Die grosse Frage sei aber, wie man wieder an jungen Nachwuchs komme. Dabei gelte es unter anderem zu vermitteln, dass man auch als Quereinsteiger erfolgreich sein und schnell zu einem guten Job kommen könne.
Im Thurgau will man die Jungen mit speziellen Werbeauftritten erreichen. «Wir wollen ihnen damit aufzeigen, welche Möglichkeiten bestehen, um mit einem erlernten Beruf in der Gastronomie Fuss zu fassen – oder auch den Sprung ins Ausland zu schaffen», erklärt Ruedi Bartel.
Für den Innerrhoder Gastro-Präsidenten Stephan Sutter braucht es mehr Wertschätzung für die Leistung der Mitarbeiter – aber auch mehr Geld vom Chef. «Teilweise werden leider immer noch miserable Löhne bezahlt. Und dies, obwohl wir einen L-GAV haben», sagt Sutter. «Wir arbeiten deshalb eng mit Gastro SG zusammen, die viele Schulungen zu fairen Preisen für unsere Mitarbeiter anbietet.»
Und im Kanton Appenzell Ausserrhoden haben gemäss Markus Strässle verschiedene Betriebe unterdessen auf attraktivere Arbeitszeitsysteme umgestellt – beispielsweise Einschichtdienste oder Vier-Tage-Modelle.
«Das Beste aus der Sache machen»
Die Ostschweizer Gastronomie blickt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Man probiere, das Beste aus der Sache zu machen, erklärt Walter Tobler. Und Ruedi Bartel meint: «Wir hoffen natürlich, dass die Einschränkungen mit der Zertifikatspflicht in absehbarer Zeit aufgehoben werden, damit wir die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel wieder im normalen Rahmen und mit sehr vielen Gästen bewerkstelligen können. Aber im Moment sieht es nicht sehr positiv aus.»
«Wird ein System so abrupt und langfristig durch diverse Massnahmen heruntergefahren, braucht es eine gewisse Zeit, bis sich entweder alles wieder normalisiert hat und die Abläufe wieder in gewohnten Bahnen funktionieren – oder aber, bis sich alle, Gastwirte, Mitarbeiter, Gäste, an die neue Situation angepasst haben», ist Markus Strässle überzeugt. Die finanziellen Einbussen würden die Branche aber noch lange begleiten. Nicht zuletzt, weil Übergangskredite zurückbezahlt werden müssten, die Auflagen aber immer noch kein normales Umsatzvolumen zulassen würden.
Erfreulich positiv ist die Stimmung offenbar in Appenzell Innerrhoden: «Wenn ich mit meinen Berufskollegen spreche, schauen viele positiv in die Zukunft», erklärt Stephan Sutter. «Wir müssen aber stets wachsam bleiben, Gästebedürfnisse erkennen und immer eine hohe Qualität bieten. Dann dürfen wir auch in Zukunft viele Gäste im Appenzellerland begrüssen.»
Branche muss sich anpassen
Die Krise habe gezeigt, dass die Branche für die Zukunft dem veränderten Umfeld entgegentreten müsse, ist Markus Strässle überzeugt. «So wird es unumgänglich sein, in den Kalkulationen mehr Reserven für Fixkosten, nicht versicherbare Schadensfälle wie Epidemien und Pandemien, Umsatzausfälle und steigende Löhne durch den Fachkräftemangel einzuplanen. Ich bin überzeugt, dass die Gastronomie ihre Lektion für die Zukunft gelernt hat und nach der überstandenen Krise alles Nötige in die Wege leiten wird, um wieder durchzustarten.»