Die Botschaft von Bund und Kanton: Wenn wir den Anschluss Güterbahnhof bauen, dann profitieren alle: Anwohner, Freizeit- und Werkverkehr, Pendler, Gewerbe, ÖV, Fussgänger und Velos. Sämtliche Verkehrsprobleme von 2025 werden mit dem Anschluss Güterbahnhof angeblich bis 2040 gelöst.
Normalerweise werden Menschen bei solchen Versprechen hellhörig. Nicht so beim Anschluss Güterbahnhof. Hier rennen sehr viele dem Orchester einiger weniger Rädelsführer völlig unkritisch hinterher und lassen sich von der Melodie der Flötenspieler verzaubern.
Skeptische Menschen werden als reine Ideologen und Autohasser diffamiert, während uns die Befürwortergeneration glaubhaft machen will, den heiligen Gral der Verkehrszukunft in Beton und Teer gefunden zu haben. Für ein Projekt dieser Dimension sind die Vorhersagen und Planungen aber alles andere als glaubwürdig.
Die Hinweise in der angeblich so erfolgreichen Testplanung wären eigentlich nicht zu übersehen. Dort findet man Strassenverbreiterungen, Gebäudeabbrüche, ja sogar die Aufhebung von ÖV-Spuren.
Velokreuzungen und Zebrastreifen sollen verschwinden und der «Langsamverkehr» in der Liebegg in einen 120 Meter langen Tunnel verbannt werden. Dafür bekommen wir im Zentrum rund ein Dutzend neue Lichtsignale. Das angeblich so lebenswerte Entwicklungsgebiet auf dem Areal Güterbahnhof wird regelrecht durch Strassen abgeschottet.
Es ist einfach zu behaupten, sämtliche Verkehrsprobleme würden mit dem Anschluss gelöst. Das ist einfacher, als mit mittlerweile Dutzenden von Gegenargumenten zu belegen, dass die Versprechen von Bund und Kanton nicht eingehalten werden können und die Nachteile die Vorteile überwiegen.
Die Unterstellung, die Gegner seien allesamt Autohasser und wollten keine Autos mehr in der Stadt, ist angesichts der Auswirkungen boshaft. Ich bitte deshalb vor allem die verantwortungsvollen Stadtbewohner inklusive Autofahrer, sehr genau hinzuschauen und sich zu überlegen: Bringt dieser Anschluss wirklich das, was die Stadt braucht und die Befürworter behaupten?
Marcel Baur, Stadtparlamentarier Grünliberale, St.Gallen