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09.12.2025

Kampfstiefel sollen in Zukunft aus dem Rheintal kommen

Claudio Minder und Karl Müller bei der Übernahme der Marke Elgg
Claudio Minder und Karl Müller bei der Übernahme der Marke Elgg Bild: zVg
Die Kybun-Joya-Gruppe übernimmt die älteste Schuhmarke der Schweiz: Elgg. Die Zürcher Traditionsfirma war über Jahrzehnte einer der bedeutendsten Hersteller von Militärschuhen und produzierte den legendären Kampfstiefel 90, der Generationen von Soldaten begleitet hat. Nun soll Elgg wie bereits in den 1990er-Jahren wieder Stiefel für die Armee produzieren – in Sennwald.

Mit der Übernahme setzt die Kybun-Joya-Gruppe ein deutliches Zeichen für Tradition, Innovation und Schweizer Wertschöpfung. «Unsere Vision ist klar: Schweizer Armeestiefel sollen wieder in der Schweiz produziert werden», so der Co-CEO von Kybun Joya, Karl Müller.

Bereits im kommenden Jahr sollen die ersten Prototypen eines neu entwickelten, ergonomischen und hochbelastbaren Kampfstiefels vorgestellt werden. «Elgg ist ein Kulturerbe der Schweizer Schuhindustrie. Wir sind stolz, diese Marke in eine neue Ära zu führen», ergänzt Co-CEO Claudio Minder.

Das Fabrikgebäude von Elgg Anfang der 1970er-Jahre Bild: zVg

Bekenntnis zum Werkplatz Schweiz

Die Kybun-Joya-Gruppe betreibt in Sennwald im St.Galler Rheintal einen Produktionsstandort für Schuhe. Ziel sei es, die Wertschöpfung in der Schweiz zu halten.

«Die Rückführung der Armeestiefelproduktion sichert Know-how, schafft Arbeitsplätze und stärkt unsere industrielle Unabhängigkeit. Schweizer Soldaten verdienen Schweizer Schuhe – und wir haben das Know-how, diese Tradition wiederzubeleben», so Müller.

Der Start erfolgt mit einem Kampfstiefel für Frauen

Frauen sind in der Armee zwar zahlenmässig noch in der Minderheit, ihr Engagement und ihre wertvollen Impulse machen sie jedoch zu einer unverzichtbaren Stärke für die gesamte Truppe.

Schweizer Armeestiefel von Elgg, Modell Kampfstiefel KS 90 Bild: zVg

«Wenn ein Kampfstiefel Frauen in extremen Belastungssituationen sicheren Halt, Komfort und Stabilität bietet, zeigt er, dass er höchsten Ansprüchen gerecht wird und setzt damit auch für andere Modelle den Standard», erklärt Minder. Zudem ermögliche die fokussierte Linie für Frauen, die Produktionskapazitäten in der Schweiz stufenweise hochzufahren, bevor die grossen Stückzahlen für Herrenmodelle folgen.

Ein Stück Schweizer Industriegeschichte kehrt zurück

Die Wurzeln von Elgg reichen bis ins Jahr 1847 zurück – in eine Zeit, in der Schuhmacher eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben spielten. Im Ersten Weltkrieg erlebte die Schweizer Schuhindustrie einen historischen Aufschwung: Die Nachfrage nach Militärschuhen war enorm, und Marken wie Elgg legten durch Qualität und Zuverlässigkeit den Grundstein für den Ruf des Schweizer Schuhhandwerks.

Bis 1911 existierten in der Schweiz 83 schuhproduzierende Betriebe mit über 8400 Beschäftigten, darunter bekannte Namen wie Bally, Raichle, Künzli oder Kandahar. Doch ab den 1970er-Jahren führte der Preisdruck aus Billiglohnländern zu einem massiven Produktionsrückgang, ein Strukturwandel, der auch Elgg hart traf.

Bald sollen die Rekruten wieder Schweizer Kampfstiefel schnüren Bild: Archiv

Elgg: Hersteller des Kampfstiefels 90

«Bis Ende der 1990er-Jahre war die Schuhfabrik Elgg ein bedeutender Hersteller hochwertiger, rahmengenähter Herrenschuhe und Militärstiefel. Rund 100 Mitarbeiter fertigten täglich bis zu 500 Paar Schuhe, ein Grossteil davon wurde weltweit exportiert», sagt Karl Müller. Der Kampfstiefel 90, entwickelt und produziert in Elgg, geniesst bis heute Kultstatus.

«Steigende Produktionskosten führten 2002 zur Einstellung der Fertigung in der Schweiz. Damit verlor die Armee nicht nur einen lokalen Hersteller, sondern auch einen Teil ihrer industriellen Versorgungssicherheit», ergänzt Claudio Minder.

Die Kybun-Joya-Gruppe mit Hauptsitz in Roggwil TG ist ein Schweizer Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und den Vertrieb innovativer Gesundheitsschuhe spezialisiert hat. Mit einem Produktionsstandort in Sennwald im Rheintal sowie weiteren Fertigungen in Italien, Korea und Indonesien gehört die Gruppe zu den letzten Schuhherstellern in der Schweiz. Rund 250 Mitarbeiter engagieren sich dafür, hochwertige Schuhe in über 40 Länder zu liefern – erhältlich in rund 100 Kybun-Joya-Shops und an etwa 1’200 Verkaufspunkten weltweit.

 

Rheintal24/stz.
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