«Die Stadt St.Gallen hat sich nicht für das Provisorium beworben. Nachdem die interessierten Gemeinden ihre Bewerbung zurückgezogen haben, sieht es aktuell so aus, dass der Holzbau abgebrochen und vernichtet wird. Dies ist bedauerlich und ist weder finanziell noch ökologisch nachhaltig», schreibt SP-Präsident Peter Olibet in einer einfachen Anfrage an den Stadtrat.
Der grösste Kostenpunkt für die Übernahme sei der Rückbau und Wiederaufbau des Theaterprovisoriums. Für die Stadt St.Gallen würden diese Kosten entfallen, falls eine Verlängerung der Baubewilligung am Unteren Brühl möglich wäre. Der Wunsch nach einem Haus für die freie Szene und das – nach dem Abschluss der Sanierung des Theaters – leerstehende Theaterprovisorium könnte zu einem Glücksfall für die Kulturschaffenden in der Stadt St.Gallen werden.
Wahrscheinlich erfülle das Provisorium in seiner jetzigen Form nicht alle Anforderungen für ein Haus für die freie Szene, doch dank der Holzbauweise könnten wohl relativ einfach kleinere, passendere Einheiten geschaffen werden und das Haus dadurch in einer zum Beispiel dreijährigen Zwischennutzung zu einem Labor für die freie Szene werden, so Olibet weiter.
Das würde die Perspektive eröffnen ein solches Haus mal zu bespielen und wertvolle Erfahrungen für eine definitives Haus zu sammeln. Zudem böte die unterschiedlichen Räume im Haus, insbesondere das bestehende Foyer, die Möglichkeit weiterer Nutzungen, wie zum Beispiel als dringend benötigter Begegnungsraum für migrantische Kulturvereine. Der Co-Präsident möchte vom Stadtrat wissen, welche Faktoren aus seiner Sicht für die Nutzung des Provisoriums als befristetes Haus für die freie Szene dagegensprechen, welche Hürden überwunden werden müssen, welche Kosten für eine Zwischennutzung entstehen würden und welche Trägerschaft den Betrieb des Hauses übernehmen könnte.
2020 hatte die Stadt St.Gallen das Kulturkonzept erneuert und gemeinsam mit den Kulturschaffenden überarbeitet. Eine Massnahme, die darin enthalten ist, fordert ein «Haus für die freie Szene»:
«Ein professionell geführtes Haus bietet Arbeitsräume und Aufführungs-, Ausstellungsund Koproduktionsräume für die freie Szene. Es funktioniert spartenübergreifend und ermöglicht Gastspiele auswärtiger Gruppen.» (Kulturkonzept Stadt St.Gallen 2020,
Seite 15)