Die Schweiz verletzt in vielerlei Hinsicht die Rechte der rund 1,8 Millionen Menschen mit Behinderungen. Laut dem zuständigen Uno-Ausschuss wird die geforderte Inklusion auf allen Staatsebenen und in der Gesellschaft noch zu wenig gelebt.
Cem Kirmizitoprak, Leiter der Beratungsstelle Inklusion in St.Gallen, sitzt im Rollstuhl. Er nennt sich selbst Inklusionsagent und macht sich politisch wie auch gesellschaftlich für Inklusion stark. Während der vergangenen Novembersession übergab er der St.Galler SP-Regierungsrätin Laura Bucher Forderungen für den stärkeren Einbezug behinderter Menschen.
Inklusives Tanzfestival
Mitte März an der Medienkonferenz zu Milo Raus «Wilhelm Tell» Premiere im Zürcher Pfauen sagt der Laienschauspieler, dass wir alle Menschen seien und dass auch alle Menschen eine Behinderung hätten, bloss sei nicht jede davon anerkannt. Inklusion funktioniere dann, wenn viele Menschen mitmachten.
Unter dem Leitthema «Neue Perspektiven» präsentiert das Tanzfestival Steps in diesem Jahr auch zwei Produktionen mit Künstlern mit und ohne Behinderungen. Inspiriert von der historischen Künstlergemeinschaft des Monte Verità, setzt sich die gebürtige Amerikanerin Annie Hanauer mit verschiedenen Konzepten von Utopien auseinander.
Im Stück «A space for all our tomorrows» untersucht sie die Bedeutung des Themas aus der Sicht von drei Körpern, die von der Norm abweichen. Das Programm macht am 16. Mai auch in der St.Galler Lokremise Station.
Segen inklusiv
Die Behindertenseelsorge, eine Fachstelle des Bistums St.Gallen, träumt von einer Kirche, in der sich Menschen mit Behinderung beheimatet fühlen und selbstverständlich am Leben der Ortskirche teilnehmen können.
Im Rahmen des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung findet am 9. Mai in der Kathedrale St.Gallen unter dem Titel «Segen inklusiv» eine gemeinsame Segensfeier statt. Neben Seelsorgepersonen wirkt auch eine Gebärdendolmetscherin und eine Spitalclownin mit.
Der Protesttag wurde 1992 von der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) initiiert. 30 Jahre und nur ein bisschen weiter, schreibt die ISL und will 2022 «Tempo machen für Inklusion». Barrierefreiheit und Mobilität stehen im Fokus der Aktivitäten.